Honda-Testfahrer Wurz: "Firmen krachen wie Kaisersemmeln"

Alexander Wurz
Alexander Wurz(c) GEPA pictures (Gepa Pictures/ Franz Pammer)
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Der Österreicher erfuhr "relativ kurzfristig" vom Formel-1-Aus seines Rennstalls. Es sei jetzt nicht sein "Hauptgedanke, unbedingt was Neues zu finden". Schockiert sei er nicht.

Die Weltwirtschaftskrise zeigt auch immer mehr Auswirkungen auf den Sport. Nach dem Rückzug von General Motors aus dem Sponsorenvertrag mit Golf-Weltstar Tiger Woods hat mit Honda nun ein weiterer Automobilkonzern die Handbremse angezogen. Der Rückzug von Honda aus der Formel 1 hat den bisher als Testfahrer engagierten Alexander Wurz als bisher prominentesten österreichischen Sportler getroffen.

Warum es ihn nicht schockiert hat, er nicht krampfhaft nach einem neuen Cockpit suchen wird und das Leben des 34-jährigen Niederösterreichers mit Wohnsitz in Monte Carlo dennoch nicht langweilig werden wird, verriet er am Freitag im Gespräch mit der APA.

APA: Ihr Arbeitgeber Honda hat am Freitag ganz kurzfristig das Ende seines Formel-1-Engagements bekanntgegeben. Was sagen Sie dazu?

Wurz: "Es spiegelt halt wieder, dass die Finanzkrise mittlerweile in einer weltweiten Rezession vor keiner Industrie Stopp macht."

Seit wann wissen Sie von den Entwicklungen bei Honda?

Wurz: "Seit gestern, es ist alles relativ kurzfristig passiert von Japan her."

Sie wirken sehr gefasst. Waren Sie gar nicht schockiert vom Formel-1-Aus?

Wurz: "Ich muss sagen, richtig schockiert bin ich nicht. Überrascht natürlich generell, schockiert eigentlich wie schnell es dann in den Sport geht. Für mich selbst muss ich sagen: ich bin seit einem halben Jahr darauf eingestellt, dass sich unser Leben generell verändern wird in den nächsten paar Monaten, Jahren: Nicht nur von mir, sondern von uns allen, weil halt die Firmen krachen wie die Kaisersemmeln am Sonntagmorgen."

Haben Sie schon überlegt, wie es jetzt weitergehen kann?

Wurz: "Ich habe jetzt keinen Stress. Für mich war Honda ein sehr schöner Vertrag, jetzt ist es ein Jahr kürzer. Ich habe meinen Peugeot-Vertrag, mit dem ich ja in Le Mans antrete, da habe ich schon recht viel zu tun. Was jetzt mit meiner Rolle als Testfahrer in der Formel 1 passiert, weiß ich nicht. Ist auch jetzt nicht mein Hauptgedanke, da unbedingt wieder was Neues zu finden."

Wird Ihnen denn die vorzeitige Vertragsauflösung finanziell abgegolten?

Wurz: "Das weiß ich nicht. Darüber haben wir noch nicht sprechen können."

Wie sehen Sie die Entwicklung der Formel 1 im Gesamten?

Wurz: "Na ja, um den Sport an sich braucht man sich keine Sorgen machen. Da bin ich mir sicher, dass der weiterbesteht und auch gestärkt wird in Zukunft. Aber um die Art und Weise wie er jetzt betrieben wird, muss man sich richtige Gedanken machen, weil im Verhältnis zur Weltwirtschaft die Ausgaben zu hoch sind. Dementsprechend auch solche Reaktionen wie die von Honda - mit dem muss man rechnen."

Wird der Ruf nach dem Einheitsmotor jetzt noch lauter werden?

Wurz: "Ich glaube, das hat jetzt weniger mit dem Einheitsmotor zu tun. Man muss die Gesamtkosten unter Kontrolle bringen und schauen, die Sicherheit des Sportes für den Fan und für die Allgemeinheit zu gewährleisten."

Sie wollen nicht um einen Verbleib in der Formel 1 kämpfen?

Wurz: "Ich habe im Vorjahr aufgehört mit dem Rennfahren. Meine Erfahrungen würde ich gerne als Testfahrer noch weiter anbringen. Es ändert sich einmal akut nichts, wenn jemand von mir etwas haben will. Gut, ich werde jetzt nicht mit Vollgas danach suchen, weil ich ohnehin mein zweites Standbein, zweites Leben aufgebaut habe, das ist die Fahrsicherheit, wo wir mit einer eigenen Firma weltweit tätig sind. Da bin ich von früh bis spät im Einsatz. Privat ist es positiv, weil ich mehr Zeit und Energie habe."

Was genau machen Sie mit Ihrer Firma?

Wurz: "Wir sind Verkehrssicherheitsexperten. Es ist ein komplett breitgestreutes Business, das sich komplett um die Verkehrssicherheit dreht. Wir arbeiten mit Regierungen zusammen, die wir beraten, wie Gesetze auszuschauen haben, um eine höhere Verkehrssicherheit zu erzielen in den Ländern bis hin zum Betrieb von Fahrtechnikzentren in anderen Ländern."

Dies scheint zumindest ein Thema zu sein, das auch in Krisenzeiten immer interessiert.

Wurz: "Das ist unabhängig von der Generalstimmung, das haben wir auch in den Verhandlungen mit den Regierungen gesehen. Wie gesagt, ich brauche jetzt nicht in den Kaffeehaus-Klub eintreten, sondern es ist nur eine Änderung des Energieaufwandes."

(APA)

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