Longstock statt York: Neuer Eigentümer für SkyEurope

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Eine portugiesisch-kanadische Investorengruppe kommt als neuer Aktionär an Bord. Die schwer defizitäre Airline bekommt sofort zehn Mio. Euro und dann noch einmal frisches Geld und ein neues Management.

Wien. Das Ringen um eine neue Eigentümerstruktur war langwierig und hart, die Einigung kam praktisch in letzter Minute: In der Nacht auf Freitag wurden die Verträge unterschrieben, die der schwer angeschlagenen slowakisch-österreichischen Billigfluglinie SkyEurope eine neue Eigentümerstruktur bringen und das Überleben sichern. Am Montag hätte SkyEurope nach einem zweimaligen Zahlungsaufschub zwei Kredite über 25 Mio. Euro an den bisherigen Großeigentümer York zurückzahlen müssen. Was angesichts der angespannten Finanzlage – die liquiden Mittel lagen zu Ende des Geschäftsjahres 2007/08 (Ende September) nur bei 1,3 Mio. Euro – unmöglich gewesen wäre.

Der neue Großaktionär von SkyEurope heißt Longstock SAPO Ltd. Die portugiesisch-kanadische Investorengruppe mit Sitz in Gibraltar hat der Fluglinie als Soforthilfe ein Überbrückungsdarlehen über zehn Mio. Euro gegeben. Longstock wird den US-Fonds York, der 2006 einstieg und seither rund 80 Mio. Euro in die Fluglinie pumpte, auskaufen, erfuhr die „Presse“. Damit wird Longstock vorerst knapp 30 Prozent halten.

Kampf gegen Enteignung

Dem Eigentümerwechsel vorausgegangen war ein heftiger Zwist zwischen York und dem zweitgrößten SkyEurope-Aktionär Alon Shklarek. Der österreichische Unternehmer, der seit Juni über seine Focus Capital Investments knapp zehn Prozent hält, hat sich vehement gegen Pläne von York gestemmt, SkyEurope um einen Euro komplett zu übernehmen. „Es ist gut, dass wir die drohende Enteignung der Kleinaktionäre (die SkyEurope-Holding notiert an der Wiener Börse, Anm.) verhindert haben“, so Shklarek zur „Presse“. Er glaube trotz der hohen Verluste an die Zukunft von SkyEurope.

Shklarek wirft dem Airlinemanagement vor, die bereits im Frühjahr beschlossene Kapitalerhöhung verschleppt zu haben. Anfang 2009 soll nun die längst fällige Kapitalerhöhung kommen. Da der Wert der SkyEurope-Aktie mit 26 Cent weit unter dem Nominale von einem Euro liegt und daher eine Kapitalerhöhung laut Aktiengesetz nicht erlaubt wäre, dürfte zuerst ein Kapitalschnitt gemacht werden. Dann würden vier bzw. fünf Aktien zu einer zusammengelegt (reverse share split). Es sollen 18 Millionen Aktien zum Nominale 1 Euro ausgegeben werden.

Für die Kleinaktionäre, deren Investments durch den Sturzflug der Aktie (der Ausgabekurs lag beim Börsengang im September 2005 bei sechs Euro) schwer an Wert verloren haben, könnte der Eigentümerwechsel einen Lichtblick bedeuten. Zumal dem Vernehmen nach auch ein neues Management eingesetzt werden soll. „Die Basis für das Durchstarten ist mit einer soliden Aktionärsstruktur gewährleistet.“ Als Vorteil sieht Shklarek auch den derzeit niedrigen Kerosinpreis.

Zu rasche Expansion

Als Christian Mandl und Alain Skowronek SkyEurope 2001 gründeten, schien ihr Konzept einer „Low-Cost-Airline in einem Low-Cost-Land“ vielversprechend. Die Passagier- und Umsatzzahlen wuchsen stetig. Allerdings wurde zu rasch expandiert – neue Flugzeuge und viele neue Routen (die anfangs defizitär sind) kosteten viel Geld.Das Ergebnis: Die Fluglinie schlitterte immer tiefer in die roten Zahlen, die auch ein häufig wechselndes Management nicht in den Griff bekam. 2007/08 lag der Verlust bei knapp 60 Mio. Euro, das Eigenkapital war aufgefressen und mit 61,3 Mio. Euro im Minus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2008)

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