Ölkartell Opec ringt um höhere Rohölpreise

(c) AP (Hasan Jamali)
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Am Mittwoch wollen sich die Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder in Algerien treffen, um gegensteuernde Maßnahmen zu beraten. Auch Russland wird an dem Treffen teilnehmen.

Wien/algier (ag./kor.). Auch die ölproduzierenden Länder ächzen unter den Auswirkungen der Finanzkrise: Seit dem Sommer ist der Preis für ein Barrel Rohöl (159 Liter) um knapp 100 Dollar gesunken. Ende vergangener Woche gab es nochmals einen Ruck nach unten – und zwar einen gewaltigen: Nach dem Scheitern des Rettungspakets für die US-Autoindustrie gingen die Preise für Rohstoffe stark zurück. Betroffen waren dabei vor allem Industriemetalle – und Rohöl. Das „schwarze Gold“ verbilligte sich um rund sieben Prozent, ein Barrel des Nordseeöls Brent kostet jetzt nur mehr rund 44 Dollar.

Im Ölkartell Opec herrscht damit also so etwas wie Alarmstufe Rot: Am kommenden Mittwoch wollen sich die Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder in Algerien treffen, um gegensteuernde Maßnahmen zu beraten. Auch Russland – gemeinsam mit Saudiarabien der wichtigste Ölexporteur der Welt – wird an dem Treffen teilnehmen. Im Kampf gegen den Verfall der Rohölpreise will Russland seine Ölmarktpolitik in Hinkunft stärker mit der Opec abstimmen, so Präsident Dmitrij Medwedjew.

Große Überraschungen sind in Algier nicht zu erwarten: Die Opec wird ihre Produktion drosseln, das ist klar. „Um aus dem derzeitigen Zustand herauszukommen, müssen wir das Überangebot beseitigen. Sobald der Markt ausgeglichen ist, werden wir erstrebenswerte Preise erzielen“, sagte etwa der iranische Opec-Gouverneur Mohammed Ali Khatibi am Wochenende. Die Opec-Staaten hätten dieser Politik bereits zugestimmt.

Die Frage ist bloß: Wie stark soll die Förderkürzung ausfallen – beziehungsweise: Welcher Ölpreis ist das Ziel?

Da scheiden sich die Geister im Kartell. Der Iran, seit jeher ein „Hardliner“ in der Opec, wünscht sich einen Ölpreis von jenseits der 100-Dollar-Marke. Saudiarabien, das stets eine gemäßigtere und US-freundlichere Politik verfolgt, bezeichnet hingegen 75 Dollar pro Barrel als „fairen Preis“. Der Iran will am Mittwoch vorschlagen, die gegenwärtige Produktion von 27,3 Millionen Barrel pro Tag um 1,5 bis zwei Millionen Barrel zu kürzen. Algerien spricht von einer „optimalen Drosselung“ im Ausmaß von 2,5 Millionen Barrel.

Die Opec hatte bereits im Herbst Produktionskürzungen beschlossen, konnte aber den Preisrückgang nicht stoppen. Die größten Kürzungen sollte zuletzt Saudiarabien mit 466.000 Barrel täglich vornehmen. Auch jetzt nimmt innerhalb des Kartells der Druck auf das größte Opec-Förderland zu: Saudiarabien müsse anerkennen, dass es eine weitere konzertierte Aktion brauche, heißt es. „Sonst gehen wir einer Katastrophe entgegen“, formulierte ein algerischer Ölexperte. Investitionen in Explorationsanlagen seien dringend notwendig. Dies sei aber nur bei höheren Preisen möglich.

Russland liebäugelt mit Opec

Klar ist aber auch, dass die Opec eine Stabilisierung der Preise nicht im Alleingang schaffen wird. Dazu braucht sie die Unterstützung von Ländern, die nicht dem Förderkartell angehören. Dass Russland nun am Treffen diese Woche teilnimmt, wird also mit großer Genugtuung aufgenommen. Zumal Medwedjew auch einen Beitritt zum Kartell nicht ausschließt.

AUF EINEN BLICK: DIE NÖTE DER OPEC

Die Opec, die Organisation erdölexportierender Länder, will am Mittwoch in Algier über die künftige Förderpolitik des Kartells beraten. Die zwölf Mitglieder der Opec leiden unter stark sinkenden Ölpreisen – seit dem Sommer haben die Preise um rund 100 Dollar je Barrel nachgegeben. Schuld ist die weltweit sinkende Nachfrage, ausgelöst durch die Finanzkrise.

Die Förderung des Kartells (derzeit 27,3 Mio. Barrel täglich) soll nun stark zurückgefahren werden. Trotzdem ist den Opec-Mitgliedern klar: Im Alleingang werden sie es nicht schaffen, die Preise von derzeit rund 44 Dollar je Barrel auf fast 100 Dollar anzuheben. Russland hat aber eine Kooperation bereits zugesagt. Ein Beitritt zur Opec ist nicht ausgeschlossen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2008)

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