Autokrise treibt Eybl in den Ausgleich

ALTSCHULDEN. Kremser Zulieferer hofft auf Fortführung.

WIEN. Dem „stillen Ausgleich“ vom Juni folgt jetzt die echte Insolvenz: Der börsenotierte Kremser Autozulieferer Eybl International hat für sich und die Tochter Eybl Austria den Ausgleich beantragt und alle 600 Beschäftigten in Österreich beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet. Der Schritt ist die Konsequenz aus dem Scheitern der Übernahmegespräche mit der slowenischen Prevent-Gruppe. „Prevent cancelte die Gespräche trotz immenser Synergiepotenziale“, sagte Eybl-Vorstandschef Otto Zwanzigleitner am Freitag zur „Presse“.

Der Ausgleichsantrag wird mit den „massiven negativen finanziellen Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftskrise“ begründet. Oberstes Ziel sei es, „damit die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter zu sichern“. Zwanzigleitner hofft, „den Betrieb nach dem Weihnachtsurlaub weiterzuführen“.

Ein Ausgleich ermöglicht die Fortführung, wenn Eybl zumindest 40 Prozent der Schulden bedienen kann und die Zustimmung der Gläubiger findet. Das Unternehmen sitzt laut Agenturberichten auf einem Schuldenberg von 225 Mio. Euro.

Nach einem Ausgleich sieht Zwanzigleitner für die Zukunft gute Voraussetzungen: „Eybl International hat nachweislich einen erfolgreichen Restrukturierungsprozess hinter sich und konnte seine Geschäftsfelder zuletzt ausweiten.“ Leider würden die Aufträge aus dem Non-Automotive-Bereich wie Bahn und Luftfahrt erst Ende 2009 bzw. 2010 schlagend „und konnten daher die negativen Auswirkungen der aktuellen Krise der Automobilbranche noch nicht abfedern“. Möglicherweise kommt man über die Runden, wenn ein Geschäftszweig verkauft werde, sagt Zwanzigleitner. Die Ursache für die Insolvenz sei weniger in der aktuellen Lage der Autoindustrie zu suchen als in der Vergangenheit des Unternehmens, meinte der niederösterreichische Wirtschaftslandesrat und Landeshauptmannstellvertreter Ernest Gabmann (VP) am Freitag. Er verwies auf „massive Fehler des früheren Managements“. Gabmann: „Wir werden mit dem Masseverwalter in Verbindung treten, sobald dieser bestellt ist.“

Im April hatte Eybl bereits einen „stillen Ausgleich“ absolviert. Nachdem Magna-Manager Zwanzigleitner als Sanierer geholt worden war, erreichte er eine Kapitalerhöhung und einen Schuldenerlass im Gesamtausmaß von 62,4 Mio. Euro. Parallel dazu wurden am Konzernsitz in Krems sowie in Rumänien und Ungarn etwa ein Zehntel der 4400 Stellen – 600 davon in Österreich – gestrichen. Zwanzigleitners Vorgänger Johannes Elsner, gegen den die Staatsanwaltschaft Krems wegen des Verdachts der Bilanzfälschung ermittelt, hatte 2007 einen Rekordverlust von 45,9 Mio. Euro geschrieben, der Umsatz war auf 294,1 Mio. Euro zurückgefallen.

Die im Standard Market Auction der Wiener Börse gehandelte Eybl-Aktie wurde am Freitag mit 1,05 Euro notiert. Im Februar war der Kurs bei 11,40 Euro gelegen. 2005 hatte das All-time-high 26,39 Euro betragen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2008)

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