Fall Flick: Verdacht auf Erpressung durch Anwalt

(c) APA (Gert Eggenberger)
  • Drucken

Staatsanwalt prüft Anklage gegen deutschen Advokaten. Der legte sein Mandat zurück – und schweigt.

Klagenfurt/DÜSSELDORF.Die Suche nach dem entführten Sarg des Milliardärs Friedrich Karl Flick steht möglicherweise am Wendepunkt. Heute, Dienstag, will die zuständige Staatsanwaltschaft Düsseldorf darüber entscheiden, ob sie ein Verfahren gegen jenen Anwalt einleitet, der für seine Mandanten die von der Familie Flick ausgelobte Belohnung für die Auffindung des Sarges beansprucht hatte. Der Jurist aus Nürnberg stehe unter Verdacht, sich an einer versuchten Erpressung beteiligt zu haben, sagte Johannes Mocken, Vertreter der zuständigen Anklagebehörde, der „Presse“.

Flicks Angehörige vermuten, dass der betroffene Anwalt nicht Mitwisser, sondern Täter vertritt. Wie jetzt bekannt wurde, hatten sich diese nicht erst am vergangenen Wochenende, sondern bereits am 8. Dezember über ihren Rechtsvertreter bei Flick-Anwalt Sven Thomas in Düsseldorf gemeldet und behauptet, das Versteck des Sarges des 2006 verstorbenen Milliardärs zu kennen. Als Gegenleistung verlangten sie 100.000 Euro Belohnung sowie 11.900 Euro Honorar für den Anwalt.

Als die Forderungen am vergangenen Wochenende publik wurden, ging der auf Verkehrs- und Versicherungsrecht spezialisierte Jurist jedoch auf Tauchstation. Lediglich der Deutschen Presseagentur teilte er am Montag mit, dass er die Vertretung seiner Mandanten zurückgelegt habe und sich nicht mehr zum Fall äußern wolle. Auch die ermittelnden Behörden hatten bis dato noch keine Gelegenheit, mit dem Anwalt zu sprechen.

„Unsere absolut einzige Spur“

Bei seinem Arbeitgeber, einer großen Kanzlei in Nürnberg, legt man Wert auf die Feststellung, dass man sich bereits Anfang Dezember getrennt habe. Dennoch war das Persönlichkeitsprofil des 55-Jährigen Montagmorgen noch auf der Website der Kanzlei abrufbar. Kontakt zu Medien versucht der Advokat inzwischen zu vermeiden: am Mobiltelefon meldet sich nur noch die Mailbox.

Das eigentlich für die Ermittlungen zuständige Landeskriminalamt in Kärnten hofft trotz des anwaltlichen Schweigens darauf, „dass dieser irgendwann die Identität seiner Mandanten preisgibt“, so Ermittler Christian Martinz. Derzeit sei man zur Gänze auf die Arbeit der deutschen Kollegen angewiesen. Alternative Hinweise gebe es nicht. Martinz: „Besagter Anwalt ist unsere absolut einzige Spur.“

Der Sarg des verstorbenen Milliardärs war Mitte November aus dem Familien-Mausoleum am Veldener Ortsfriedhof gestohlen worden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Das Flick Mausoleum
Österreich

100.000 Euro für Hinweis im Fall Flick gefordert

Ein deutscher Informant will der Familie Flick verraten, wo der gestohlene Sarg des verstorbenen Milliardärs ist. Dafür möchte er die 100.000 Euro Belohnung kassieren. Sein Anwalt soll 11.900 Euro bekommen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.