Hochschulkonflikt: Nachwehen an Uni um Ex-Rektorin

Ingela Bruner
Ingela Bruner(c) APA (Roland Schlager)
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Die Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien kommt nach dem Rücktritt der Rektorin Ingela Bruner nicht zur Ruhe. Der Senat weist Mobbing-Vorwürfe zurück – Bruner: Zukunft wichtig.

Wien (ett). Die Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien kommt nach dem Rücktritt und der einvernehmlichen Auflösung des Vertrags mit Rektorin Ingela Bruner nicht zur Ruhe. In einem Informationsschreiben an die Uni-Angehörigen, das der „Presse“ vorliegt, listet der Uni-Senat Gründe auf, die aus seiner Sicht zum Abgang geführt haben. Zugleich distanziert sich der Senat „von jeglicher Art von Mobbing“. Bruner, erste Rektorin in Österreich, hatte den Mobbing-Vorwurf bei der Ankündigung ihres Rücktritts erhoben. Sie sei wegen ihrer Krebserkrankung gebeten worden, ihr Amt krankheitshalber abzugeben.

Der Senat verweist nun auf inhaltliche Gründe für die Differenzen. Ein Hauptkritikpunkt: „Strategische Entscheidungen wurden nicht oder zu spät getroffen.“ So sei ein Konzept für den Zentralstandort Türkenschanze trotz Dringlichkeit „bis heute nicht behandelt“ worden. Weiters gebe es „keine vom Universitätsrat akzeptierte strategische Budgetplanung“. Weitreichende Entscheidungen seien „ohne nachvollziehbare finanzielle Absicherung getroffen“ worden, etwa die Möglichkeit der Ausweitung auf den Standort Tulln sowie der Beschluss, 22 statt nur 13 Professuren auszuschreiben.

Weiters heißt es: „Entscheidungen waren intransparent und unvorhersehbar.“ Obwohl 13 Professuren dringlich nachzubesetzen gewesen seien, sei während der 15-monatigen Amtszeit der Rektorin nur eine einzige, noch von ihrem Vorgänger vorbereitete Ausschreibung durchgeführt worden.

Bruner für Gesetzesänderung

Dem Senat seien die Beschlüsse, die zum Rücktritt Bruners geführt haben, „nicht leicht gefallen“, wird in diesem Schreiben versichert. Es sei aber notwendig gewesen, die Verantwortung als Leitungsgremium gegenüber 1800 Mitarbeitern und 8000 Studierenden wahrzunehmen.

Bruner selbst wollte auf Anfrage der „Presse“ auf die Kritik und die Umstände nicht mehr weiter eingehen: „Ich möchte versuchen, in die Zukunft zu schauen.“ Für sie stehen dabei die Leistungsvereinbarungen der Unis mit dem Wissenschaftsministerium für die Jahre 2010 bis 2012 im Vordergrund. Den Rohentwurf dazu habe sie über Weihnachten geschrieben. Das Einreichen der Vereinbarung bis Ende April sei für alle Unis in Österreich „das magische Datum“.

Laut Austria Presse Agentur meinte sie zur Führung von Hochschulen: „Aus meinen Erfahrungen – nicht nur aus der letzten Zeit – ist es wahnsinnig wichtig, dass wir jetzt Verantwortungen klarstellen.“ Das Zusammenwirken der drei Organe Rektorat, Uni-Rat und Senat sei „problematisch im Sinne der Führung einer Institution“. Ein Punkt müsse jedenfalls geändert werden: „Vertrauensverlust“ dürfe im Gesetz nicht als mögliche Ursache für ein Amtsenthebungsverfahren verankert sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2009)

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