Stichwort: Simon-Wiesenthal-Zentrum

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum beschäftigt sich mit der weltweiten Suche nach untergetauchten Nazi-Verbrechern und Kollaborateuren. Die Organisation wurde 1977 von Rabbi Marvin Hier in Los Angeles gegründet. Sie ist nach dem ehemaligen KZ-Überlebenden Simon Wiesenthal (1908 bis 2005) benannt. Nach Kriegsende widmete Wiesenthal sein Leben der Dokumentation über die Verbrechen des Holocaust. Er begann die Suche nach Nazi-Verbrechern, die auf freiem Fuß waren. Wiesenthal erklärte einmal: "Wenn man später auf die Geschichte zurückblickt soll man sehen, dass die Nazis nicht Millionen von Menschen ermorden konnten, ohne einfach so davonzukommen."

Die Einrichtung beschreibt sich selbst als eine "internationale jüdische Menschenrechtsorganisation", die Antisemitismus, Hass und Terrorismus entgegentritt, für Menschenrechte und -würde einsteht, zu Israel steht, weltweit die Sicherheit der Juden verteidigt und die Lehren des Holocaust an die nächsten Generationen weitergibt. Neben dem Hauptsitz in Los Angeles unterhält das Zentrum Büros in New York (USA), Toronto (Kanada), Boca Raton (Florida, USA), Paris, Bueonos Aires (Argentinien) und Jerusalem (Israel).

Jedes Jahr gibt das Institut eine Liste der "meistgesuchten NS-Kriegsverbrecher" heraus. An erster Stelle stand 2008 der frühere KZ-Arzt Aribert Heim, der Berichten zufolge bereits im August 1992 im Alter von 78 Jahren in Kairo verstorben sein soll.

"Der Holocaust hat in 20 verschiedenen Ländern stattgefunden. In jedem Land gab es lokale Kollaborateure (...) Da draußen laufen noch Tausende von denen rum", sagt Ephraim Zuroff, der das Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem leitet. Das Zentrum vergibt regelmäßig auch an Länder Noten für die strafrechtliche Verfolgung von NS-Verbrechern.

Im Jahresbericht 2008 kritisierte die Einrichtung die Republik Österreich, weil diese bei der gerichtlichen Verfolgung gegen Nazi-Verbrecher wenig erfolgreich gewesen sei. Österreich habe während des Untersuchungszeitraumes vom 1. April 2007 bis 31. März 2008 keinen einzigen Schuldspruch erwirkt und auch keine Nazi-Verbrecher angeklagt. Die Alpenrepublik hätte nur einen "minimalen Erfolg, der größer sein hätte können" erzielt. In den vergangenen 30 Jahren habe Österreich dem Bericht zufolge versäumt, jemanden wegen Verbrechen gegen Juden während des Holocaust zu verurteilen. Das Land würde "konsequent scheitern, einen konkreten Erfolg zu erreichen", die Situation sei weiterhin "extrem negativ".

Im Jahr 2002 startete die aus Spenden finanzierte Einrichtung in Europa unter dem Motto "Operation letzte Chance" eine neue Suche nach NS-Verbrechern. Für Hinweise über Nazi-Verbrecher bezahlte das Zentrum an Informanten bis zu 10.000 Euro. Die Aktion begann 2002 in den baltischen Ländern Estland, Lettland und Litauen und wurde dann auf ganz Europa ausgeweitet. In Österreich wurde im September 2003 damit gestartet. Bis Ende November 2007 gab es nach Angaben des Zentrums 488 Verdächtigte in 20 Ländern, 99 Namen seien den jeweiligen Staatsanwaltschaften übergeben worden. Die Informationen haben den Angaben zufolge dazu geführt, dass gegen drei Personen Haftbefehle erlassen sowie zwei Auslieferungsanträge gestellt wurden.

(APA)

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