"Jörg unvergesslich": Das Geschäft mit dem Haider-Gedenken

Joerg Haider
Joerg Haider(c) AP (Hans Punz)
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Im Kärntner Landtags-Wahlkampf spielt der verstorbene Landeshauptmann eine Hauptrolle. Auch das Geschäft mit Haider-Devotionalien blüht nach wie vor. Eine Bestandsaufnahme.

"Jörg unvergesslich!" Diese Aufschrift wird demnächst mindestens zwei - vermutlich Kärntner - Autos zieren. Im Internet-Auktionshaus Ebay werden entsprechende Auto-Aufkleber um 4,90 Euro angeboten. Zwei Stück hat der Verkäufer "malaika508" derzeit im Angebot. Doch auch wer diese Gelegenheit verpasst, seinem Gedenken an den verstorbenen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider Ausdruck zu verleihen, muss sich keine Sorgen machen. 118 Tage nach Haiders Unfalltod listet Ebay unter dem Suchbegriff "Jörg Haider" genau 128 Artikel auf.

Socken mit "Jörg"-Aufdruck etwa, zwar etwas veraltet - "FPÖ blau" statt orange -, dafür um nur 1,99 Euro. Oder eine Krawatte "getragen von IHM bei einem Volksfest in Österreich", wie der Käufer versichert. Der Startpreis für die "Rarität" liegt bei stolzen 499 Euro. Zwei Tage vor Angebotsende liegt allerdings noch kein Gebot vor. Was vielleicht auch daran liegt, dass ein anderer Ebay-Verkäufer eine ebenfalls von "IHM" getragene Krawatte zum deutlich günstigeren Ein-Euro-Mindestpreis feilbietet. Stand acht Stunden vor Ende der Versteigerung: 11 Euro.

Mit Jörg Haider lässt sich Kapital schlagen, finanzielles wie politisches. Am 1. März entscheidet sich, wer Kärnten künftig führen wird. Das BZÖ setzt im Wahlkampf natürlich voll und ganz auf seinen Parteigründer: Es tritt bei der Landtagswahl als "Liste Jörg Haider" an und wirbt damit, den Kurs des Landehauptmanns fortsetzen zu wollen. Doch auch die Kärntner FPÖ setzt auf Haider-Nostalgie und plakatiert "Kärnten geht SEINEN Weg", wobei das "SEINEN" gleichzeitig auf Spitzenkandidat Mario Canori und den verstorbenen "Landesvater" verweisen soll.

Haider-Brücke und -Park

Nicht nur dank solcher Plakate ist Haider in Kärnten auch fast vier Monate nach seinem Tod allgegenwärtig. Die höchste Brücke des Bundeslandes, die Lippitzbachbrücke, wurde Mitte Jänner in "Jörg Haider Brücke" umgetauft. Die Schilder, die dies beweisen, wurden allerdings eine Woche später gestohlen. Ob von Gegnern der Umbenennung oder von Souvenir-Jägern, ist nicht bekannt. Bald soll auch der Landhauspark in Klagenfurt zum "Jörg Haider Park" werden.

Und dann ist da natürlich noch der Unfallort in Lambichl. Er soll mit einer Gedenkstätte endgültig zum Pilgerort für Haider-Fans werden. Das BZÖ wollte das Marterl ursprünglich aus der Landeskasse bezahlen, hat nach Protesten aber dann doch ein Spendenkonto eingerichtet. Auch Haiders Unfallwrack wollte der amtierende orange Landeshauptmann Gerhard Dörfler ursprünglich vom Land erwerben lassen. Letztlich hat man die 40.000 Euro aber aus der Parteikasse genommen.

Für die Gedenkstätte wird nun seit 14. Jänner gesammelt. Einnahmen, die die geschätzten Baukosten von 30.000 Euro überschreiten, sollen einem wohltätigen Zweck zugeführt werden. Über den derzeitgen Spendenstand gab das BZÖ auf Rückfrage von "DiePresse.com" keine Auskunft. Ein anonymer Trauernder wollte offenbar nicht warten, bis das Spendensackerl gefüllt ist, und hat schon einmal eine eigene kleine Gedenkstätte gespendet: Er stellte heimlich eine Marmortafel in der Form eines Lindenblattes am Unfallort auf.

Nicht allen Kärntner gefällt das offensive Haider-Gedenken: "Diese Vorgangsweise erinnert an totalitäre Regime, die alles Mögliche nach ihren Führern zu benennen pflegen", sagte der Chef der slowenischen Einheitsliste, Vladimir Smrtnik, nach der Brücken-Taufe.

Haiders Kärntner-Lieder

Wer weder Kärnten noch Internet-Auktionshäuser besucht stößt vermutlich im Fernsehen auf Haider: Diverse Privat- und Homeshoppingkanäle senden seit einigen Wochen die Werbung für die CD/DVD "Kärnten singt". Neben Kärntner Chören singt darauf auch der Landeshauptmann persönlich drei Lieder. Um 44,95 Euro sind DVD und CD im Doppelpack zu haben.

In den dazugehörigen Werbesendungen kündigt Haider selbst sein "Pfiat Gott, liabe Alm" an, singt vor grünnen Tannen und auf hölzern-rustikalen Balkonen. Makaber finden das die eifrig kaufenden Fans offenbar nicht. Auch nicht den Titel eines der Lieder auf der DVD: "I trink hiatz kan Schnaps mehr".

Werbesendung für "Haider singt"

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