Geiselnahme in der Steiermark: 55-Jähriger droht mit Sprengung

Die Polizei verhandelt mit dem 55-Jährigen.
Die Polizei verhandelt mit dem 55-Jährigen.(c) AP (Raimund Wrana)
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In St. Marein im Mürztal hat sich ein 55-Jähriger in seiner Wohnung verschanzt. In der Gewalt des Steirers befindet sich eine deutsche Geisel. Die Polizei sieht die Lage derzeit "unter Kontrolle".

Im obersteirischen Sankt Marein im Mürztal hat sich am Mittwoch ein Mann in seiner Wohnung verschanzt. Nach Angaben der Polizei befindet sich eine deutsche Autostopperin als Geisel in seiner Gewalt. Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich laut Ermittlern um einen 55-jährigen Schweißer. Er droht mit der Explosion von Gasflaschen, die sich in seiner Wohnung befinden sollen. Die Frau dürfte zufällig Opfer des Geiselnehmers geworden sein. Sie wollte der Polizei zufolge nach Griechenland reisen.

Noch kein Kontakt mit der Geisel

Über Stunden hat sich die Situation nicht wesentlich verändert. Es hat noch keinen Kontakt mit der Geisel gegeben, d.h. deren tatsächliche Existenz sei nach wie vor nicht bestätigt, so die Sicherheitsdirektion für Steiermark. Fragen nach der Frau habe der mutmaßliche Kidnapper stets ausweichend beantwortet.

Die Verhandlungsgruppe Süd der Polizei steht in regelmäßigem Telefonkontakt mit dem Mann. Man sei bemüht, eine Lösung auf friedlichem Weg zu erreichen. Es werde versucht, "eine Brücke zu bauen und dem Täter an höherer staatlicher Stelle Gehör zu verschaffen". Motiv für die mutmaßliche Geiselnahme ist ein länger zurückliegendes Gerichtsverfahren, in dem sich der Mann ungerecht behandelt fühlte und dessen Wiederaufnahme er erreichen will.

Lage "derzeit unter Kontrolle"

Die Gesprächsbasis sei gut und verlaufe auf emotional vernünftiger Ebene, so die Exekutive. An eine Erstürmung des Hauses, dessen weitere Umgebung geräumt worden ist, sei nicht gedacht, die Lage wurde als "derzeit unter Kontrolle" eingestuft.

Die Geiselnahme hatte laut Polizei bereits um acht Uhr begonnen. Aus ersten Erhebungen und den Aussagen des Mannes gegenüber der Polizei ging hervor, dass er eigentlich eine andere Person "aus dem Bereich des öffentlichen Dienstes" als Geisel im Visier hatte. Allerdings habe das nicht funktioniert, er nahm stattdessen die Deutsche im Auto mit. Danach rief er einen Bekannten an und bat diesen, die Polizei zu verständigen.

Der 55-Jährige trug dem Mann auf, klar zu machen, dass man das Haus nicht stürmen solle, da er sonst Gasflaschen zur Explosion bringen würde. Die Polizei nahm die Drohung aufgrund der beruflichen Ausbildung ernst, so Alexander Gaisch von der Sicherheitsdirektion Steiermark: "Es ist ihm auch zuzutrauen." Gaisch bestätigte Meldungen, wonach das Mehrparteienhaus, in dem sich der Mann verschanzt hat, mit einer Gasheizung ausgestattet ist. Der Zufluss wurde aber bereits abgeschnitten.

Nachbarhäuser evakuiert

Die umliegenden Häuser wurden evakuiert. In dem Drei-Parteienhaus, in dem sich der 55-Jährige verschanzt hält, seien keine weiteren Bewohner mehr anwesend. Die Verhandlungsgruppe Süd sei in häufigem Kontakt mit dem Schweißer. "Er ist interessiert, mit uns zu kommunizieren," so Gaisch. Für die Geisel sorge er gut und wolle niemandem etwas tun, sagte der Mann gegenüber der Polizei.

"Brisantes" Schreiben

Das Motiv des Mannes sei nach dessen Angaben "Gerechtigkeit". Offenbar legte er seit längerem Protest gegen ein behördliches Verfahren ein. Am Vormittag ging im Büro von Landeshauptmann Franz Voves ein Schreiben des Geiselnehmers ein, das als "brisant" beurteilt und daher sofort an die Sicherheitsdirektion weitergeleitet wurde. Er fühle sich nach einer Jahre zurückliegenden Verurteilung wegen gefährlicher Drohung ungerecht behandelt. Er sei diesbezüglich unschuldig und wünsche eine Wiederaufnahme des Verfahrens. Zu diesem Zeitpunkt war das Mehrparteienhaus bereits von der Polizei umstellt.

In dem "verworren" verfassten Schreiben gehe es um eine Zivilrechtssache, die am Bezirksgericht Mürzzuschlag anhängig war sowie offenbar auch weitere Verfahren. "Daraus geht hervor, dass er sich ungerecht behandelt fühlt und er von höchster Stelle gehört werden und die Dinge aufgeklärt haben will", erläuterte Gaisch. In den Brief drohte der Verfasser auch, "Gott möge ihm verzeihen, sollte er gezwungen sein, Polizisten zu töten" – eine Passage, die er später wieder relativierte, so Gaisch.

Bekannten des 55-Jährigen zufolge hatte er schon länger Probleme bei Gerichten und mit Behörden. Das dürfte sich aufgestaut haben, meinte die Polizei. Nach wie vor führe die Verhandlungsgruppe Süd telefonische Gespräche mit dem Obersteirer, in denen die Polizei konkrete Forderungen herausfinden will.

(APA/Red.)

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