Schwere Vorwürfe: aws-Co-Chef Takacs zurückgetreten

Peter Takacs
Peter Takacs(c) AP (Lilli Strauss)
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Der Geschäftsführer des staatlichen Austria Wirtschafts-Service erklärte seinen Rücktritt aus allen Funktionen. Gerüchten zufolge soll es Unregelmäßigkeiten bei Spesen-Abrechnungen gegeben haben.

Die staatliche Förderbank Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) wird von einer Affäre um den überraschenden Rücktritt ihres Geschäftsführers Peter Takacs erschüttert. Der seit der aws-Gründung im Herbst 2002 amtierende Co-Geschäftsführer trat heute Mittwoch mit sofortiger Wirkung zurück. Das Wirtschaftsministerium habe den Austritt aus dem Unternehmen angenommen, hieß es in einer kurzen Ministeriumsaussendung am Abend. Gegen Takacs werden schwere Vorwürfe erhoben, es gilt die Unschuldsvermutung.

Laut Angaben informierter Kreise habe es Unregelmäßigkeiten bei Spesenabrechnungen von Takacs gegeben, auf die die Innenrevision gestoßen sei. Außerdem soll es mutmaßlich Gehaltspfändungen von anderen Institutionen gegen den 47-Jährigen geben. Das Vertrauensverhältnis zu Takacs sei jedenfalls nachhaltig gestört.

In den kommenden Tagen soll ein interimistischer Geschäftsführer bestellt und die Stelle, wie gesetzlich vorgeschrieben, ausgeschrieben werden, so das Wirtschaftsministerium. Der zweite aws-Geschäftsführer Johann Moser bleibe im Amt und sei von den Vorwürfen unberührt. Moser, früher SPÖ-Wirtschaftssprecher im Nationalrat, war im Herbst 2007 zum Geschäftsführer der aws nominiert worden. Takacs und Moser waren im Oktober 2007 offenbar als "Großkoalitionäre" - Takacs für die ÖVP, Moser für die SPÖ - für je fünf Jahre als aws-Geschäftsführer bestellt worden.

aws ab Mai gefordert

Die staatliche Förderbank soll eigentlich im Zuge der Konjunkturprogramme eine tragende Rolle übernehmen, hieß es zuletzt. Die aws soll ab Mai Kredite von rund 200 Mio. Euro an notleidende Klein- und Mittelbetriebe vergeben. Bis Ende 2011 ist die Vergabe von 600 Mio. Euro geplant. Noch im Dezember 2008 war Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) gemeinsam mit Takacs vor die Presse getreten und hatte für das Konjunkturprogramm geworben.

Der heute zurückgetretene Takacs war am 1. Oktober 2002 zum Co-Geschäftsführer der damals neugegründeten aws ernannt worden, die von Beginn an von personellen Turbulenzen gezeichnet war. Zuvor war Takacs Geschäftsführer der staatlichen Finanzierungsgarantiegesellschaft (FGG) des Bundes. Takacs war auch im Wirtschaftsministerium tätig, unter anderem beim früheren Staatssekretär Johannes Ditz (ÖVP).

Die aws wurde als Zusammenschluss der bestehenden unternehmensbezogenen Wirtschaftsförderungen des Bundes konstruiert. Die Geschäftsführung der staatlichen Förderbank aws wird vom Eigentümer, dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit bestellt. Die Geschäftsführer sind gleichzeitig Geschäftsführer des erp-fonds und Vorstände der Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung.

Die staatliche Förderbank aws hat wenig Glück mit ihren bisherigen Chefs: Der im Herbst 2002 gemeinsam mit Takacs bestellte Co-Geschäftsführer Percifal Pachta-Rayhofen war nach rund halbjähriger Tätigkeit im März 2003 wieder ausgeschieden und hatte in einem langwierigen Arbeitsrechtsprozess seinen fünfjährigen Dienstvertrag eingeklagt. Auch Pachta-Rayhofens Nachfolger und Geschäftsführer Franz Michael Stierschneider, die zweite Besetzung des vom damaligen ÖVP-Koalitionspartners FPÖ nominierten Vorstandssessels der aws, war nur rund ein halbes Jahr im Amt. Im März 2004 wurde dann der Jurist Horst Bednar zum Geschäftsführer der Förderbank Austria Wirtschafts Service bestellt, der 2007 von Johann Moser abgelöst wurde. Auch im Aufsichtsrat gab es mehrere Rücktritte und Rochaden. Von Oppositionsseite und Medien wurden immer wieder die hohen Kosten der häufigen Managementwechsel kritisiert.

(APA)

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