Constantini spielt wieder die Feuerwehr

(c) GEPA (Walter Luger)
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Die Bestellung des 53-jährigen Tirolers zum neuen Teamchef war von langer Hand vorbereitet. Andere Kandidaten hat es nicht gegeben, alles andere waren reine Ablenkungsmanöver. Zsak wird Assistent.

WIEN. Der neue Fußballpräsident hat Wort gehalten. Leo Windtner hat die Teamchefsuche in Windeseile angepackt, in den vergangenen Tagen so schnell vorangetrieben, dass der größte Sportverband Österreichs am Mittwochnachmittag um 15.45 Uhr offiziell mitteilen konnte: „Der ÖFB freut sich, dass es gelungen ist, mit Dietmar Constantini einen Wunschkandidaten zur Zusammenarbeit gewinnen zu können. Für den 53-jährigen Tiroler ist die neue Tätigkeit, die er mit sofortiger Wirkung antreten wird, eine Rückkehr, war er doch bereits Anfang der 1990er-Jahre U21-Teamchef, Kotrainer der Nationalmannschaft und bei insgesamt drei Begegnungen Cheftrainer für die rot-weiß-rote Auswahl.“

Selbst Verwirrung gestiftet

Da der Abschied von Karel Brückner bereits am 23. Februar feststand, konnte Windtner schon vor seiner offiziellen Ernennung zum Präsidenten im Hintergrund Sondierungsgespräche führen. Der 57-jährige Linzer, Generaldirektor der Energie AG, hatte einen fixen Plan – und handelte dann Kraft seines Amtes rasch.

Die Namen, die in den vergangenen Tagen kolportiert wurden, die dienten lediglich als Ablenkungsmanöver. Dies war Teil der Windtner-Taktik. Er stiftete selbst Verwirrung, sprach von einer Liste, auf der sich 20 Namen befunden haben sollen, in Wahrheit aber war das Projekt Constantini von langer Hand vorbereitet.

Leo Windtner steht jetzt als starker Mann da, die Taktik ist aufgegangen. Gestreut wurden die Namen Klaus Toppmöller, bereits im Sommer 2008 als Nachfolger von Josef Hickersberger im Gespräch, Walter Schachner („Vielleicht wird das Thema wieder 2010 interessant“), Paul Gludovatz, sogar Kurt Jara tauchte da und dort auf.

Heiße Zukunftsaktie

Windtner wollte, wie er selbst sagte, keinen Trainer übersehen. Dass er sich keine Präferenzen entlocken ließ, war völlig beabsichtigt. „Ich habe keinen In- oder Ausländer gesucht, sondern den passenden Teamchef.“

Manfred Zsak, der Unter-21-Teamchef, rückt in der Trainerkarriereleiter weiter hinauf. Der 49-malige Internationale, gestern am Vormittag noch beim Zahnarzt, wird der neue Teamchefassistent. Er selbst sieht es als Aufstieg. Und mit Didi Constantini liege er auf einer Wellenlänge.

Der Erbe von Manfred Zsak heißt nun Andreas Herzog. Windtner: „Weil er eine der wenigen heißen Aktien ist, die wir in Österreich haben.“ Der rot-weiß-rote Rekordinternationale hatte sich zunächst Bedenkzeit erbeten, schließlich aber reizt es ihn, endlich für eine Mannschaft Verantwortung zu übernehmen. „Ich allein möchte den Schädel hinhalten.“ Vom Assistentendasein hatte er endgültig genug.

„Faule Äpfel entfernen“

„Und eines habe ich auch gelernt“, führt Herzog bei dieser Gelegenheit aus. „Du musst als Trainer die faulen Äpfel sofort entfernen. Wenn ich mir die Kommentare einiger Teamspieler zum Brückner-Abschied anhöre, dann mache ich mir schon ein Bild. Ins Team gehören nur charakterstarke Spieler, den Rest brauchst gar nicht mehr einberufen!“

Der neue Trainerstab wird heute in einem Innenstadthotel präsentiert, eine neue Ära kann beginnen. Ohne Jan Kocian, von dem man sich gestern getrennt hat. Einvernehmlich, wie es so schön heißt.

NEUER TRAINERSTAB

ÖFB-Präsident Leo Windtner hat den alten Betreuerstab des Nationalteams komplett aufgelöst. Von Karel Brückner und Jan Kocian hat man sich einvernehmlich getrennt, das Sagen haben ab heute Didi Constantini und Manfred Zsak. Andreas Herzog übernimmt die Unter-21-Auswahl.

www.oefb.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2009)

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