Was kostet die Kunst? Eine Ausstellung voller Ziffern

(C) Künstlerhaus: Max Kropitz / buero bauer
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Baukosten, Subventionen, Eintrittspreise: Die Ausstellung „600 Mio.“ rollt die Geschichte des Künstlerhauses in Zahlen auf.

Im Zentrum stehen Zahlen. Weiß auf schwarz, schlanke und gestauchte Ziffern, plakativ reihen sie sich auf der großen Tafel im Hauptraum der Ausstellung aneinander und erzählen die 150-jährige Geschichte des Wiener Künstlerhauses. Man erfährt etwa, dass der Baugrund am Wiener Karlsplatz (3100 Quadratmeter) ein Geschenk des Kaisers war. 563.877 Gulden wurden für die Errichtung des Hauses bis 1868 ausgegeben. 600 Millionen Schilling bot ein japanischer Investor in den 1990er-Jahren für Grundstück und Haus – daher der Titel der Ausstellung. Mit Zeitungsartikeln, Belegen und Ausstellungsplakaten auf der Rückseite der großen Tafel wird aus den Zahlen eine kleine Chronik des Künstlerhauses, von seiner Gründung im Jahr 1861 bis heute. Auf der Ausstellungswebseite (k-haus.at/600mio) ist das Zahlenspiel auch digital verfügbar.

Mieten, Eintrittskarten, Provisionen für Kunstkäufe, Subventionen, Mitgliederzahlen – die Geschichte des Künstlerhauses ist eng verknüpft mit monetären Werten. Die Frage, wie Kunst zu bewerten und beziffern ist, zieht sich durch die ganze Ausstellung. Denn Geld spielte schon bei der Gründung der „Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens“ eine Rolle: Man wollte die Kunstwelt aus der Abhängigkeit von Mäzenen befreien. Die Künstlervereinigung förderte seine Mitglieder ökonomisch, verfügte über Ausstellungsräume, führte die österreichischen Präsentationen auf internationalen Weltausstellungen durch, kümmerte sich um Urheberrechte und vergab Stipendien.

Im Rahmen der Ausstellung wurden auch historische Formate des Künstlerhauses reaktiviert – unter anderem die „permanente Ausstellung“, im Grunde eine Verkaufsausstellung: Ab 1868 hielt das Haus stets einen Saal offen, um kurzfristig verfügbare Werke der Mitglieder zu zeigen und zu verkaufen. Heute vermittelt das Künstlerhaus keine Verkäufe mehr, macht für die Ausstellung aber eine Ausnahme. Da hängen nun etwa Kugelschreiber-Zeichnungen von Karin Maria Pfeifer – stachelige Planeten mit Swarovski-Kristallen – und Terracotta-Skulpturen von Szilvia Ortlieb, die wie Fahrradschläuche aussehen. Über den Werken prangen groß die Verkaufspreise, grob kategorisiert für jeden Raum. Und wieder sind sie da, die Zahlen. (kanu)

„600 Mio. – Freunde und Komplizen“ läuft noch bis 6.1.2015 im Künstlerhaus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2014)

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