Salam Fayyad - westlich orientiert und wirtschaftlich versiert

Salam Fayyad
Salam Fayyad(c) EPA (Andy Rain)
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Der zurückgetretene palästinensischez Premier wurde in den USA ausgebildet.

Der am Samstag zurückgetretene palästinensische Ministerpräsident Salam Fayyad gilt als westlich orientierter ausgewiesener Wirtschaftsexperte. Im Juni 2007 von Präsident Mahmoud Abbas nach der Entlassung der Hamas-geführten Regierung der nationalen Einheit zum Chef eines Notstandskabinetts in Ramallah ernannt, verbrachte er rund zwanzig Jahre in den USA, wo er in Austin (Texas) in Wirtschaftswissenschaften promovierte. Die Hamas betrachtete seine Ernennung zum Premier, die nie durch das Parlament bestätigt wurde, als illegal.

1952 bei Tulkarem im Westjordanland geboren, studierte Fayyad zunächst Wirtschaftswissenschaften an der Amerikanischen Universität Beirut, bevor er sein Doktorat in Austin erwarb. Der international anerkannte Finanzexperte gilt als "Liebling" der westlichen Regierungen. Ab 1987 arbeitete er bei der Weltbank in Washington. Von 1995 bis 2001 war er für den Internationalen Währungsfonds in Jerusalem tätig. 2002 wurde Fayyad von der damals regierenden Fatah als parteiloser Fachmann an die Spitze des Finanzministeriums berufen. Er stellte sich den Vorwürfen über Unregelmäßigkeiten beim Umgang mit Geldern der internationalen Geberländer und nahm eine Reform in Angriff, um "volle Transparenz und Nachprüfbarkeit" zu gewährleisten und den vollständigen Zusammenbruch der palästinensischen Wirtschaft zu verhindern.

Vor den allgemeinen Wahlen vom Jänner 2006 verließ Fayyad die Regierung, um zusammen mit Ex-Bildungsministerin Hanan Ashrawi die Partei "Dritter Weg" zu gründen. Er errang ebenso wie seine Mitstreiterin einen Abgeordnetensitz im palästinensischen Legislativrat, in dem die Hamas die absolute Mehrheit eroberte. Nach einem Intermezzo bei der "Arab Bank" wurde er Finanzminister der nach schweren Geburtswehen entstandenen Regierung der nationalen Einheit unter dem Hamas-Premier Ismail Haniyeh. An die Geberländer hatte Fayyad, Vater von drei Kindern, immer wieder vergeblich appelliert, ihren Einfluss bei der israelischen Regierung stärker geltend zu machen, weil die israelischen Repressionsmaßnahmen und Zwangsenteignungen eine Atmosphäre geschaffen hätten, die Extremismus und Gewalt erzeugen müsse.

Der Machtkampf zwischen der Fatah von Abbas und der Hamas führte zur faktischen Trennung von Westjordanland und Gaza-Streifen. Nach Darstellung des ehemaligen Fatah-Sicherheitschefs Mohammed Dahlan soll die US-Regierung die Fatah aufgerüstet haben, um die Hamas auszuschalten, nachdem die Fatah mit ihrer weithin als korrupt geltenden Führung die palästinensischen Parlamentswahlen verloren hatte.

(Ag.)

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