Donalds mit Zuckerguss

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Man hat es sowieso schon nicht leicht im Leben, und dann sperrt ausgerechnet auf dem Weg zum Kindergarten ein Luftballongeschäft auf.

Ein Luftballongeschäft! Zweimal täglich, Montag bis Freitag, habe ich nun die Herausforderung zu meistern, das Kind an dem Laden vorbeizuschleusen, ohne dass ihm dessen Angebot in Erinnerung gerufen wird. Erschwert wird das Ganze dadurch, dass vor dem Geschäft ein Pkw parkt, auf dessen Dach werbewirksam zig Ballons schweben.

Natürlich hat das Kind den Laden gleich am Eröffnungstag entdeckt und einen dieser Tierballons eingefordert. Es gibt Hunde, Katzen und Dinos, die gerade mit so viel Helium gefüllt sind, dass sie knapp über dem Boden schweben, den sie mit ihren an den Ballonkörper geklebten Füßen berühren. Das sieht zugegebenermaßen ziemlich genial aus, ändert aber nichts daran, dass bei uns daheim derzeit einige so riesige wie unbeachtete Ballonleichen schweben (Hello Kitty) oder luftleer auf dem Boden liegen (Käfer), der Ballonbedarf für das heurige Jahr also gedeckt ist (aus Erwachsenensicht).

Am Tag eins wollte mich das Kind mit Geheul, Geschrei und Gestampfe zum Erwerb eines solchen Ballons überreden. Seither versuche ich, das Kind immer genau dann abzulenken, wenn wir am Laden vorbeikommen. Ich zeige ihm Fotos auf dem Handy, deute auf die andere Straßenseite oder mache seltsame Bewegungen. Gelingt mir das, wartet 30 Meter weiter der Adventstand mit den Buchteln. Schlimmer wäre nur, wenn der eben eröffnete Dunkin'-Donuts-Laden auf unserem Heimweg läge, denn das Kind liebt Donalds (wie es die Donuts nennt). Am Eröffnungstag kam ich – zum Glück ohne Kind – an der absurd langen Schlange vorbei, die sich vor dem Laden gebildet hatte. (Leute, wieso habt ihr alle so viel Tagesfreizeit?) Neben den Menschenmassen stand übrigens ein Clown, der für die wartenden Kinder gegen eine Spende Ballontiere formte. Zucker, Fett und Ballons also. Gefehlt hat eigentlich nur noch jemand, der Flöten und Trommeln an die Kinder verteilt: Manche (das Kind!) würden das den perfekten Shoppingtag nennen, andere (ich!) den puren Albtraum.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2014)

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