Wenn es darum geht, bei den wirklich großen Erfolgen ein Stückchen Rot-Weiß-Rot zu entdecken, können wir Österreicher dann auch so richtig kreativ sein.
Denn irgendwo findet sich meistens doch ein kleines heimisches Rädchen, das an einem besonderen Triumph beteiligt war. Gewinnen US-Skifahrer Gold, dann haben sie es dem Training auf dem Pitztaler Schnee zu verdanken, wird Deutschland Fußballweltmeister, dann hat Hermann Maier mit seinem Besuch im Südtiroler Trainingslager für den entscheidenden Kick gesorgt.
In der Formel 1 war es in den vergangenen vier Jahren denkbar einfach, den Weltmeister daran zu erinnern, warum er sich eigentlich Champion nennen durfte. Ohne die Millionen von Didi Mateschitz wäre Sebastian Vettel nie das geworden, was er heute ist. Seine Siege und Titel durften sich die Österreicher sogar reinen Gewissens auf die Fahnen heften, bei den Siegerehrungen ist schließlich oft genug die österreichische Bundeshymne für den Rennstall und Red Bull erklungen. In der soeben abgelaufenen Saison zwar nicht mehr ganz so oft wie früher, aber immerhin doch noch dreimal.
Die Rekorde, die hat nun Mercedes aufgestellt. Der Brite Lewis Hamilton hat elf der 16 Saisonsiege geholt, war an den elf Doppelerfolgen, an den 31 Podestplätzen und den sagenhaften 701Punkten massiv beteiligt. Die österreichische Hymne hat es dazu nie gespielt. Aber wer zeichnet dafür verantwortlich, dass aus Mercedes wieder triumphale Silberpfeile geworden sind? Mit Toto Wolff, dem Motorsportchef, und Niki Lauda, dem Aufsichtsratschef, natürlich zwei Österreicher. Und daher können wir auch diesmal mit Fug und Recht behaupten: Wir sind schon wieder Weltmeister.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2014)