„Kill the Boss 2“: Eine lahme Geschichte

Horrible Bosses 2
Horrible Bosses 2(c) 2014 WARNER BROS. ENTERTAINMENT
  • Drucken

In „Kill the Boss 2“ planen jene drei Männer, die im ersten Teil ihre Chefs töten wollten, eine Entführung. Eine lahme Geschichte, die sich vor ihrem Thema drückt.

Während die österreichische Regisseurin Elisabeth Scharang in ihrer jüngsten Dokumentation „Kick Out Your Boss“ friedvoll über alternative Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer nachdenkt, haben die Freunde Kurt (Jason Sudeikis), Dale (Charlie Day) und Nick (Jason Bateman) einen radikaleren Stellungswechsel vollzogen: Nachdem im ersten Film der Versuch, ihre jeweiligen Leuteschinder-Chefs abzumurksen, schiefgegangen ist, treten sie in „Kill the Boss 2“ als sehr amerikanische Entrepreneure auf den Plan. Mit ihrer Erfindung, dem sogenannten Shower Buddy, ziehen die drei gleich einen fetten Auftrag von Kataloghandel-Kaiser Burt Hanson (Christoph Waltz) an Land. Nachdem dieser den Deal abgesagt und die Jungunternehmer mit gewaltigen Schulden zurückgelassen hat, entführen sie kurzerhand seinen Sohn Rex (Chris Pine).

Christoph Waltz und seine Stehsätze

In seiner Anlage hätte diese von Regisseur Sean Anders lustlos heruntergefilmte Durchschnittskomödie Potenzial für eine potente Satire zur Arbeitsmarktkrise gehabt. So funktioniert die Hollywood-Maschine allerdings nicht mehr: Während in der klassischen Ära Genies wie Preston Sturges die Komödienformel mit für das damalige Empfinden subversiven Elementen angereichert haben – man denke nur an „Sullivans Reisen“! –, ist das Genre in der hyperalerten und grundsätzlich hysterisch gestimmten Filmindustrie der Gegenwart in eine Dauerschleife von sich wiederholenden, aufeinander aufbauenden oder voneinander abschauenden Motiven eingebunden. Ausstieg: unmöglich.

So scheint es zumindest, wenn man vor „Kill the Boss 2“ sitzt. Christoph Waltz gibt klischeebewusst ein abgrundtief böses Corporate Monster, das nach ein paar zu erwartenden, immerhin lustvoll vorgetragenen Stehsätzen aus der Erzählung geschoben wird, zugunsten jener Form von Simpleton-Romantik, die einen dezidiert bitteren, weil tendenziell misogynen und homophoben Nachgeschmack hinterlässt.

Drei Durchschnittsmänner, ein Idiot, ein Schürzenjäger und ein Sensibler, müssen dann als Identifikationsfiguren herhalten. Man sieht ihnen dabei zu, wie sie ihren Entführungsplan aushecken und selbstverständlich an allem scheitern, was sie sich vorgenommen haben. Es ist ersichtlich, in welche Richtung die Produzenten diesen Komödienkarren schieben wollen. Die neokonservativ gestimmte Noch-Junggesellenposse „The Hangover“ hat nämlich das erfolgreichste Spaßfilm-Modell des letzten Jahrzehnts aufgestellt, schmeckt nach dem dritten Aufguss allerdings schon etwas abgestanden. Kurt, Dale und Nick wären gut geeignet, den aufgelegten Ball – oder, um im Tonfall der Filme zu bleiben, die „Balls“ – aufzunehmen. Im Gegensatz zu „Dumm und Dümmer“, der ebenfalls in den Kinos zu sehen ist, existiert in der lahmen Geschichte allerdings kein Funken Subversion oder Anarchie.

Schneller, als dem Publikum lieb ist, verwandelt sich „Kill the Boss 2“ in eine leidlich lustige Krimikomödie, die immerhin noch mit einigen netten Gastrollen aufwartet: Jamie Foxx darf als Motherfucker Jones erneut den Idealtypus des afroamerikanischen Gangsters geben, während Jennifer Aniston wie schon im ersten Film mit Obszönitäten punktet. Die Nymphomanin, der beim Gedanken an schwitzige Arschritzen von Pubertierenden gleich mehrere Schauer durch den Körper jagen, ist ein neuerlicher Beweis für die gelungene Neupositionierung der Erzkomödiantin. Ihre Auftritte trösten ein wenig über den Rest hinweg, sind freilich aber auch nur geschickte Ablenktaktik, damit der Film nur ja nicht auf das zu sprechen kommen muss, worum es ihm gehen sollte, nämlich wie ausbeuterisch der neoliberale Arbeitsmarkt eigentlich geworden ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.