ÖBB-Fahrplanwechsel: Zum Flughafen ohne Umsteigen

INBETRIEBNAHME DES ERWEITERTEN OeBB-BAHNHOFS AM FLUGHAFEN WIEN:
INBETRIEBNAHME DES ERWEITERTEN OeBB-BAHNHOFS AM FLUGHAFEN WIEN:(c) APA/HERBERT PFARRHOFER
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Ab Sonntag fahren erstmals Fernzüge aus dem Westen direkt zum Flughafen Schwechat. Der Hauptbahnhof wird an den Fernverkehr angeschlossen.

Wien. „Wegen der kurzen Reisedauer gibt es heute kein Bordservice.“ Die Lautsprecherdurchsage im Stil einer Fluglinie wirkt ungewohnt. Schließlich sitzt man gerade in einem Zug. Es ist die Premierenfahrt im ersten Direktzug vom neuen Wiener Hauptbahnhof zum Flughafen Wien-Schwechat. „Bitte schnallen Sie sich nicht an.“ Nach dem Fahrplanwechsel am kommenden Sonntag fahren Züge wie dieser im Zwei-Stunden-Takt. Damit sie vor Kaiserebersdorf in die Strecke der Flughafenschnellbahn S7 einbiegen können, wurde in den vergangenen zwei Jahren eine 2,1 Kilometer lange Verbindungsstrecke inklusive zweier markanter Netzbogenbrücken über die Ostbahngleise gebaut. Die Fahrt zum Airport steht mit 17 Minuten im Fahrplan – sie dauert also etwa so lange, wie der City Airport Train von Wien Mitte braucht (16 Minuten).

Deutliche Vorteile bringt die neue Anbindung der Fernzüge aber vor allem für Reisende aus Ober- und Niederösterreich. Sie können nun erstmals direkt von der Westbahnstrecke zum Flughafen fahren. Vorerst gibt es täglich elf Direktzüge ab Wels (Fahrzeit nach Wien-Schwechat 2:04Stunden) und vier weitere von Linz (1:47Stunden) über St.Pölten (50Minuten) und Wien Meidling. Ende 2015 sollen dann bereits zwei Intercity-Züge und Railjets pro Stunde über den Hauptbahnhof zum Flughafen fahren, wobei auch Innsbruck und Salzburg direkt angeschlossen werden. Für die gemeinsame Buchung von Zug und Flug wollen die ÖBB verstärkt mit Fluglinien kooperieren, aktuell wird bereits mit der AUA zusammengearbeitet. Ein direkter Check-in inklusive Gepäckabgabe auf Bahnhöfen ist laut ÖBB angedacht, die Realisierung aufgrund der strengen Fluggepäckvorschriften aber schwierig.

Das 180 Millionen Euro teure Projekt wurde zu einem Drittel vom Flughafen finanziert, der dortige Bahnhof wurde ausgebaut und für Fernzüge adaptiert. Der Airport will mit der neuen Anreisemöglichkeit mehr Fluggäste aus dem Westen nach Schwechat lotsen und so stärker mit München konkurrieren. Bis 2020 will Wien-Schwechat 30 Millionen Passagiere pro Jahr zählen, heute sind es 22 Millionen.

Änderungen zum Fahrplanwechsel

Mit dem ÖBB-Fahrplanwechsel stehen aber noch einige weitere markante Neuerungen für Bahnfahrer an, vor allem im Raum Wien. Denn der vor zwei Monaten eröffnete Hauptbahnhof wird erst mit dem neuen Fahrplan zur Drehscheibe für den Fernverkehr.


•Fernzüge auf dem Hauptbahnhof. Alle Fernzüge von und nach Süden (Steiermark, Kärnten, Italien, Slowenien), Osten (Budapest) und Norden (Brünn, Prag, Warschau) halten ab Sonntag zusätzlich zu Wien Meidling auch auf dem Hauptbahnhof. Auch alle Nacht- und Autoreisezüge fahren zum bzw. vom Hauptbahnhof.
•Westbahnhof ist angezählt.Railjets und Intercity-Züge aus dem Westen fahren vorerst weiter zum Westbahnhof, ebenso die mehrheitlich private Westbahn. Lediglich deutsche ICE-Züge und die oben erwähnten Verbindungen zum Flughafen verlassen die Weststrecke Richtung Hauptbahnhof. Erst Ende 2015 kommt der gesamte Fernverkehr zum Hauptbahnhof, auf dem Westbahnhof halten dann nur mehr Regionalzüge und Schnellbahn. Welchen Bahnhof der ÖBB-Konkurrent Westbahn dann anfährt, ist noch unklar.
•Neue Ticketpreise. Die ÖBB-Tickets werden durchschnittlich um 1,1 Prozent teurer. Die Preise für Verbund-Tickets, Sparschiene und Vorteilscard bleiben unverändert. Einige Fahrten – etwa jene von Wien Mitte zum Flughafen – werden billiger. Das SMS-Ticket wird mit Sonntag von der ÖBB-Ticket-App verdrängt. Außerdem wird eine einheitliche Stadtverkehrsregelung eingeführt: In Landeshauptstädten mit mehr als 50.000 Einwohnern spielt es preislich keine Rolle mehr, auf welchem Bahnhof man abfährt oder ankommt – ob man etwa in Wien Meidling oder auf dem Hauptbahnhof aus- oder einsteigt.
•Mehr Railjets. Etliche Intercity-Verbindungen auf der Weststrecke werden auf moderne Railjets umgestellt. Außerdem gibt es eine neue Railjet-Verbindung Graz–Wien–Prag im Zwei-Stunden-Takt. Eine Fahrradmitnahme ist im Railjet übrigens weiterhin nicht möglich, die Garnituren sollen aber im Frühjahr dafür umgerüstet werden.
•Neuer Takt. Alle Intercity-Züge zwischen Wien und Salzburg fahren ab Sonntag im Takt, in Wien zur Minute 56. Da Autozüge dafür zu langsam wären, fahren sie auf der Strecke Wien–Feldkirch nur noch in der Nacht.

IN KÜRZE

Direktverbindung. Bis zu 15 Züge verkehren ab Sonntag täglich von Wels bzw. Linz – über St.Pölten, Wien Meidling und Wien-Hauptbahnhof– zum Flughafen Wien-Schwechat und zurück. Die Fahrt aus bzw. nach Linz dauert eine Stunde und 47 Minuten, aus St.Pölten 50 Minuten. Mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag wird außerdem der Wiener Hauptbahnhof an den Fernverkehr angebunden. Lediglich Fernzüge aus Westösterreich fahren noch zum Westbahnhof.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2014)

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