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Unsere fünf Alben des Jahres 2014

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Die Presse"-Popkritiker und Kulturredakteure küren ihre fünf Lieblingsalben des Jahres. Am obersten Stockerl stehen FKA twigs, Sleaford Mods, Perfume Genius und Ja, Panik.

Die Jahrescharts von Heide Rampetzreiter

1. Ja, Panik - Libertatia

Vom kongenialen Titeltrack (samt Video) über das mitreißende "Dance the ECB" bis zur wunderbaren Auflösung des Kürzels ACAB – das natürlich für "All cats are beautiful" steht: Andreas Spechtl ist Österreichs derzeit bester Texter. Man mag der Platte Naivität vorwerfen, oder ihre Leichtigkeit lieben. Egal, "solang nur jeder weiß: die Wahrheit selbst ist ein Moment des Feilschens."

2. Wild Beasts - Present Tense

Synthesizer, Lo-Fi-Drums und Hayden Thorpes Falsett-Gesang: Klingt so die Gegenwart? Oder die Vergangenheit? Die Antwort liefern die vier Briten in "Wanderlust" selbst: "Don't confuse me with someone who gives a fuck." Traumschöner Höhepunkt: "Mecca".

>> Zum Youtube-Video des Songs "Mecca"

3. FKA twigs - LP1

Tahliah Barnett wird auf Wikipedia zwar als "britische R&B-Sängerin und Tänzerin" geführt, ihre Musik trifft diese Beschreibung aber so gar nicht. Schwebender Elfengesang (hoch!), elektronische Sounds und hie oder da knattert gar ein Maschinengewehr rein. Oder ist es nur eine knarrende Tür ins Reich des bisher Ungehörten?

>> Zum YouTube-Video des Songs "Video Girl"

4. Black Keys - Turn Blue

Ja, man kann "Turn Blue" in die gleiche Schublade stecken wie "Present Tense" und ja, man könnte sie gegen "Lost in the Dream" von The War on Drugs austauschen. Trotzdem. Auf "Turn Blue" erzeugt das US-Bluesrock-Duo eine unvergleichliche Wärme. Eine Platte aus einem Guss mit den besten E-Gitarren-Klängen des Jahres.

>> Zum YouTube-Video des Songs "Fever"

5. Sharon van Etten - Are We There

Jeder Song ein potentieller Indie-Hit. Die Brooklyner Singer-Songwriterin schreibt so unaufgeregt schöne Lieder, dass sie Gefahr läuft, übersehen zu werden. An ihrem vierten Album kommt man nicht mehr vorbei. "Every time the sun comes up, I'm in trouble", singt sie. Wie wahr.

>> Zum YouTube-Video von "Taking Chances"

Die Jahrescharts von Maciej Tadeusz Palucki

1. FKA twigs - LP1

Tahliah Barnett vulgo FKA twigs hat es 2014 doppelt geschafft. Erstens: als Freundin von Robert Pattinson in den Boulevard. Zweitens: In die Feuilleton-Bestenlisten. Das Debüt der 26-jährigen Britin - das sie schlicht als "LP1" bezeichnet - ist atemberaubend-avantgardistischer R'n'B.

2. How To Dress Well - What Is This Heart?

Und noch mehr R'n'B. Der amerikanische Singer-Songwriter Tom Krell alias How To Dress Well liefert, wie seine britischen Kollegin, mit "What Is This Heart?" ein Meisterstück ab. Zerbrechlich, funky, zeitlos.

>> Zum Youtube-Video "Words I Don't Remember"

3. Tensnake - Glow

Marco Niemerski, auf den Tanzflächen dieser Welt als Tensnake bekannt, hat endlich ein Album veröffentlicht. Nicht nur wegen der Kollaborationen mit Jaques Lu Cont, Jamie Lidell und Chic-Mastermind Nile Rodgers erstrahlt die melodiöse Dance-Platte "Glow" in den buntesten Farben.

>> Zum YouTube-Video von "Love Sublime"

4. Curse - Uns

Nach sechs Jahren ist Curse zurück. Einst diktierte er auf schweren Beats die "10 Rap Gesetze", auf seiner neuen Platte gibt sich der Deutsche textlich reduzierter, atmosphärisch ruhiger, musikalisch vielseitiger. Und mit einem Titel wie "Tatooine" hat man eh schon gewonnen.

>> Zum YouTube-Video von "Tatooine"

5. Morrissey - World Peace Is None Of Your Business

Auch 2014 sind die meisten Menschen für Morrissey nur „poor little fools“. Misanthrop bleibt Misanthrop. Auf seinem 13. Soloalbum "World Peace Is None Of Your Business" umarmt er aber die Weltmusik: Didgeridoos, Kastagnetten, spanische Gitarren. Himmlisch.

>> Zum Youtube-Video von "Istanbul"

Die Jahrescharts von Holger Fleischmann

1. Perfume Genius - Too Bright

Facettenreicher Art-Pop, der Lärm und Schönheit, Wut und Hoffnung vereint: Nach zwei Alben voll intimer, schmerzhafter Piano-Balladen zieht Mike Hadreas nun alle Register zwischen Glam-Rock, Beinahe-Gospel und Noir-Rock'n'Roll. Emotionale Überwältigungsmusik.

2. Caribou - Our Love

Emotional und physisch bewegend: Caribou-Mastermind Dan Snaith macht ein Dance-Album über die Liebe. Und lässt die Synthesizer sehnsüchtig anschwellen, allen voran beim großen "Can't Do Without You". Faszinierend.

>> Videos in Österreich leider nicht verfügbar

3. St. Vincent - St. Vincent

Annie Clarks ambitioniertestes Album ist auch ihr bestes: Zwischen Pop-Sensibilität und Experimentierfreude gelingen der US-Multinstrumentalistin fesselnde Songs. Auch großartig: Ihr Konzert in der Wiener Arena.

>> Zum YouTube-Video von "Digital Witness"

4. Spoon - They Want My Soul

Unbeirrt und unaufgeregt kultivieren die Texaner Spoon ihre Vision von Rock'n'Roll, vorbei an allen Trends, entgegen allen Unkenrufen, das Genre sei tot. Dank kontrolliertem Groove und viel Seele klingen sie auch anno 2014 enorm frisch.

>> Zum YouTube-Video von "Do You"

5) Aphex Twin - Syro

Großes Comeback eines der wichtigsten Elektronik-Künstlers: Selten klang Maschinenmusik so virtuos und lustvoll zugleich.

Die Jahrescharts von Samir H. Köck

1. Sleaford Mods - Divide And Exit

Zwei Anfangvierziger wüten über das miese Leben an den Rändern des britischen Kampfkapitalismus. Minimalistische Beats und maximale verbale Randale aus Nottingham. Electro-Punk, gegen den sich herkömmliche Rockbands harmlos anhören.



2. Lewis Baloue - Romantic Times

Geheimnisvoller Hochstapler namens Randall A. Wulff. Aus Kanada stammend, stets weiß gekleidet in weißem Mercedes-Cabriolet durch L.A. fahrend, aber seine Rechnungen kaum zahlend, nahm Ende der Siebziger und Mitte der Achtziger zwei phänomenale Alben auf. Gewimmer über kalten Synthieflächen, das Twin Peaks aural vorwegnahm. Ursprünglich nur Privatpressung!

>> Zum YouTube-Video des Songs "We Danced all Night"

3. The Black Keys - Turn Blue

So subtil hat das Blues-Duo noch nie zuvor gescheppert. Sehnsüchtiges Pfeifen einer Farfisa-Orgel, gepaart mit Akustikgitarren führt in im Titelsong in ein psychedelisches Walhalla. Produzent Danger Mouse reichert den sandigen Blues mit Popmagie an.

>> Zum Song "Turn Blue"

4. Lucinda Williams - Down Where The Spirit Meets The Bone

Das erste Album dieser Country-Blues-Soul-Gesangsstilistin auf ihrem eigenen Label ist gleichzeitig eines ihrer stärksten ihrer langen Karriere. Weh und gleichzeitig stark klingt ihre Stimme in melodramatischen Songs wie „Compassion“ und „West Memphis“. Die Coverversion von J.J. Cales „Magnolia“ ist einfach epochal. Letztes Album, auf dem der jüngst verstorbene Ex-Small Faces-Keyboarder Ian McLagan mitspielt. Außerdem mit Tony Joe White, Bill Frisell und Jonathan Wilson.

5. Christian Anders - Album Box

Box mit liebevoll gestalteten Replicas von fünf Siebzigerjahre-Alben dieses so genialen wie paranoiden deutschen Schlagersängers. Jeder seiner selbst komponierten, arrangierten und gesungenen Songs ist ein Showdown der großen Emotionen. Hier kriegt man bewegende Botschaften aus einer Ära, als Schlager noch Soul und Willen zur gesellschaftspolitischen Reflexion hatte.

>> Link: Die fünf Songs des Jahres 2014

(Red.)

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