Olympia 2014: Ein Winterfest an der russischen Riviera

(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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Die Winterspiele in Sotschi verschlangen 50,8 Milliarden Dollar, die Nachnutzung vieler Sportstätten ist ebenso eine Illusion wie die Wahrung von Menschenrechten. Der Gebäudekomplex in Adler glänzt für die Formel 1.

Sotschi. Winterspiele unter Palmen, schnelle Zug- und Busverbindungen, nagelneue Gondeln und Hotelketten, eine perfekte Infrastruktur – die Winterspiele in Sotschi, Russland, erfüllten all diese Versprechen. Wenngleich zur Eröffnungsfeier am 7. Februar nicht jede Hauswand getrocknet war und unzählige Terrorwarnungen einen immensen Sicherheitsapparat in Bewegung gesetzt hatten, sollten die teuersten Spiele der Olympia-Geschichte für 50,8 Milliarden Dollar, ca. 40,7 Milliarden Euro, an der russischen Riviera für sportliche Begeisterung sorgen.

Diese Spiele waren Wladimir Putins absolutes Prestigeprojekt. Russland gewann auch den Medaillenspiegel mit 33 Medaillen, davon 13 in Gold. Doch der für die Nation wichtigste Sieg, der im Eishockey, blieb ebenso eine Illusion wie die permanente Nachnutzung der Sportstätten; von einer Verbesserung der Menschenrechte (Stichwort: Homosexuellen-Gesetz) ganz zu schweigen. So standen zuletzt viele der neu gebauten Hotels leer, einzig der Formel-1-GP im Oktober hauchte dem Areal rund um Adler für wenige Tage Betrieb ein.

Gold, Rausch, Streit & Doping

Aus österreichischer Sicht blieben vor allem die Siege von Matthias Mayer (Abfahrt), Mario Matt (Slalom) Anna Fenninger (Super-G), Julia Dujmovits (Snowboard/Parallelslalom) in Erinnerung. 130 ÖOC-Sportler (Rekord) waren in Sotschi vertreten und gewannen 17 Medaillen, zumeist war die Stimmung im Österreich-Haus in Krasnaya Poljana ausgelassen, selbst Putin machte eine Stippvisite. Doch der offen ausgetragene Disput zwischen Skisprungtrainer Alexander Pointner und Gregor Schlierenzauer hinterließ ebenso einen schalen Nachgeschmack wie die (von einem Österreicher angezeigte) Spionage-Tour des ÖSV-Entwicklungschefs Toni Giger. Und als zum Schluss noch der Dopingfall Johannes Dürr – er hatte positiven Test auf EPO abgeliefert und auf die B-Probe verzichtet –, publik wurde, war Österreich erneut nach 2002 und 2006 bei Winterspielen von dieser Problematik eingeholt worden. Dürr wurde ausgeschlossen und für zwei Jahre gesperrt. Auf die versprochene „lückenlose Aufklärung“ mitsamt Nennung aller Mitwisser und Lieferanten wartet man bis dato vergeblich.

Österreich stand ohnehin auch aus einem anderen Grund im internationalen Rampenlicht. Sieben Eishockey-Spieler, angeführt von den NHL-Spielern Thomas Vanek, Michael Grabner und Michael Raffl, lieferten mit einer Sauftour vor dem wichtigen Viertelfinalspiel gegen Slowenien (0:4) einen Eklat. Der Eishockey-Verband blamierte sich bei der Aufarbeitung, Präsident Dieter Kalt nannte zuerst keine – und mit Nachdruck wenig später doch alle Namen. (fi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2014)

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