Abdullah-Zentrum drängt auf Gespräche mit Regierung

König-Abdullah-Zentrum
König-Abdullah-Zentrum APA/HERBERT NEUBAUER
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Die Regierung stellt das Zentrum unter Beobachtung. Dieses bedauert, dass Einladungen an Minister bisher stets ausgeschlagen wurden.

Das König-Abdullah-Zentrum für Interreligiösen Dialog soll in den kommenden Monaten genau beobachtet werden. Dann soll über das weitere Vorgehen entschieden werden. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) schloss zuletzt ein Ende der Unterstützung für das Zentrum nicht aus. Peter Kaiser, Pressesprecher des Zentrums, gab sich am Dienstag im Ö1-„Mittagsjournal“ gelassen.

„Ich bin nicht enttäuscht, dass man uns anschaut und wissen will, was wir gerade machen“, sagte Kaiser im ORF-Radio. Er wäre aber „sehr sehr froh, wenn wir direkte Gespräche mit denjenigen führen könnten, die mehr über uns wissen wollen“. Dennoch sei er „verwundert“ darüber, dass man in der Regierung momentan scheinbar unzureichend über die Vorgänge im Zentrum informiert sei. Immerhin: „Wir haben oft und wiederholt Einladungen an die verschiedenen Vertreter der Regierung gesandt. Wir hoffen weiterhin, dass sie angenommen werden“, so der Sprecher im ORF-Radio.

Zu dem Vorfall am vergangenen Freitag, als die Bestrafung des Bloggers Raif Badawi mit 1000 Peitschenhieben für islamkritische Äußerungen in Suadiarabien international für Empörung sorgte, nahm Kaiser nicht Stellung. Nur so viel: „ich habe auch am Freitag eine Einladung gesandt, aber leider wurde sie nicht angenommen.“

Fischer will Evaluierung abwarten

Bundespräsident Heinz Fischer will beim Vorgehen mit dem umstrittenen Dialogzentrum abwarten. "Ich bin nicht überzeugt, dass eine Schließung, die von Österreich ausgeht, der richtige Schritt ist", sagte er am Rande eines Treffens der Religionsvertreter am Dienstag. Zuerst solle man versuchen, das Zentrum zu "beleben". Sollte dies nicht gelingen, könne man über eine Schließung reden.

König-Abdullah-Zentrum

Der Gründungsvertrag des "König Abdullah Bin Abdulaziz Zentrums für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog" (KAICIID) wurde 2011 von Vertretern Österreichs, Spaniens und Saudiarabiens unterschrieben, der Vatikan hat im Gremium der Vertragsparteien Beobachterstatus.

Der Austritt aus dem Abdullah-Zentrum kann die Republik Österreich jederzeit deponieren und sich mit einer Frist von drei Monaten aus der Organisation zurückziehen, allein abschaffen kann sie das Zentrum aber nicht. Denn der Vertrag verlangt dafür die Einstimmigkeit aller Vertragsparteien. Die Republik kann aber die Neuwahl der Führung und den Beschluss eines Budgets blockieren.

Das Abdullah-Zentrum bezieht seine Finanzierung von Saudiarabien. Das Königreich hat dem Zentrum - neben dem Ankauf des Palais Sturany in der Wiener Innenstadt als Sitz - bei seiner Gründung für die Zeit bis Ende 2015 eine Förderung von zehn bis 15 Millionen Euro zugesichert. Geleitet wird das KAICIID von einem Board of Directors, das aus Vertretern der großen Weltreligionen (Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus) und Kulturen besteht.

Kritiker sehen in der Institution einen Versuch Riads, sein international wegen Menschenrechtsverletzungen ramponiertes Image aufzupolieren. Im Nationalrat wurde das Projekt gegen die Stimmen von FPÖ und Grünen genehmigt.

>> Bericht des Ö1-"Mittagsjournals" 

(Red.)

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