Vier Solisten, zum Quartett gesteigert

JULIA FISCHER
JULIA FISCHER(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Das Julia Fischer Quartett spielte Beethoven, Schumann und Schostakowitsch im Brahmssaal.

„Ich glaube nicht, dass Streichquartett nur etwas für Insider ist. Weil es eine Kunstform mit einer Kommunikation verbindet, die darin stattfindet. Insofern hoffe ich, dass ich, dadurch dass ich Streichquartett spiele, mehr Leute erreiche“, sagte erst kürzlich die Münchner Geigerin Julia Fischer in ihrer Kolumne „Geigenkasten“ im Bayerischen Rundfunk. Immer schon sehnte sie sich nach einem Streichquartett: für sie die höchste Form musikalischer Erfüllung.

Mittlerweile konnte sie diesen Traum für sich verwirklichen. Mit außerordentlichen Partnern: ihrem auch als Solist renommierten Geigerkollegen Alexander Sitkovetsky, den sie beim Menuhin-Wettbewerb 1995 kennengelernt hatte, dem wie sie an der Münchner Musikhochschule lehrenden Bratschisten Nils Mönkemayer und dem Schweizer Cellisten Benjamin Nyffenegger. Erstmals kamen die vier 2010 bei Fischers eigenem Festival am Starnberger See zusammen. Im Jahr darauf beschlossen sie, ein ständiges Quartett zu bilden. Eine glänzende Idee.

Vollendetes Miteinander

Denn die vier verfügen nicht nur über eine hervorragende Technik, sondern musizieren, was bei vier Solisten alles andere als selbstverständlich ist, gewissermaßen in einem Atem. Besonders deutlich wurde dies gegen Ende des mit besonderer Eindringlichkeit musizierten vierten Satzes und im folgenden Finale des achten Schostakowitsch-Quartetts.

Für dessen mittleres Allegretto hätte man sich bei aller funkelnden Bravour doch etwas mehr tänzerische Attitüde gewünscht. Wie auch der Beethoven zu Beginn – das frühe c-Moll-Quartett Opus 18/4 – zwar mit höchster Präzision und feinst schattierter Dynamik geboten wurde, aber noch nicht mit der auch Gelassenheit ausstrahlenden Musikalität, die in diesem Lobkowitz-Quartett auch steckt. Aber solches scheint, auch in Anbetracht der Jugend dieser Quartettisten, nur eine Frage der Zeit. Schließlich, wann hat man Schumanns letztes Streichquartett in so vollendetem Miteinander, mit so mitreißendem rhythmischen Elan, aber ebenso feinnervigen Soloeinwürfen, nicht zuletzt auch des Cellos, gehört? Wobei auch hier das Virtuose den beredt phrasierenden Musikern deutlich mehr lag als die dieses Werk ebenso durchziehenden elegischen Passagen. Dennoch: ein toller Abend.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2015)

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