Strom: Viel Wasser macht Verbund froh

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Anzengruber(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der halbstaatliche Konzern hebt seine Gewinnprognose für 2014 erneut an. Damit steigt auch die Dividende. Der Staat muss seine Erwartungen dennoch zurückschrauben.

Wien. Schon im Sommer hat Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber den Wünschen des Finanzministers einen Dämpfer verpasst: Der Staat, der 51 Prozent an dem Energiekonzern hält, werde nicht die im Budget einkalkulierten 169 Mio. Euro erhalten, sagte Anzengruber im „Presse“-Interview. Obwohl der Verbund seine Ergebnisprognose am Donnerstag erneut angehoben hat, was bei einer gleichbleibenden Ausschüttungsquote von 50 Prozent auch eine höhere Dividende zur Folge hat, muss sich der Staat mit rund 53 Mio. Euro zufriedengeben. Im Vorjahr erhielten die Aktionäre inklusive Sonderausschüttung einen Euro je Aktie.

Die gute und deutlich über dem langjährigen Schnitt liegende Wasserführung im vierten Quartal hat die Gewinne der Verbundgesellschaft heuer deutlich stärker als erwartet sprudeln lassen. Das unbereinigte Konzernergebnis wird nun bei 125Mio.Euro erwartet statt bei bisher 85 Mio. Euro. Bereinigt soll es rund 210 (bisher 190) Mio. Euro betragen, gab der Verbund am Donnerstag bekannt. Für das operative Ergebnis (EBITDA) wurde der Ausblick von bisher 770 auf nunmehr rund 800 Mio. Euro angehoben.

Der Versorger produziert etwa 90 Prozent des Stromes in seinen Wasserkraftwerken und ist daher stark von der Wasserführung der Flüsse abhängig. Diese waren aufgrund der starken Regenfälle im Sommer gut gefüllt.

Neben der unerwartet starken Wasserführung wirkte sich im vierten Quartal auch ein marktbedingt über Plan liegender Einsatz der Speicherkraftwerke positiv aus; der Effekt betrage im EBITDA rund 45Mio. Euro und im Konzernergebnis rund 25 Mio. Euro.

Überangebot und Preisverfall

Zu schaffen machen dem Unternehmen jedoch im laufenden Jahr – wie vielen anderen Stromkonzernen auch – die gefallenen Strom-Großhandelspreise infolge eines massiven Überangebots. Darüber hinaus haben den Konzern die unprofitablen Gaskraftwerke in Österreich und Frankreich belastet. Dort mussten hohe Abschreibungen vorgenommen werden. Inzwischen spülte der Verkauf der französischen Gaskraftwerke aber Geld in die Kassen.

Deutlich besser als geplant läuft das Kosteneinsparungsprogramm: „Die ursprünglich bis 2015 geplanten Kosteneinsparungen von 130 Mio. Euro werden jedenfalls übertroffen“, heißt es in der Ad-hoc-Mitteilung. Die Sparmaßnahmen umfassen wie berichtet auch einen massiven Personalabbau: Bis 2020 sollen 355 der 3300 Stellen gestrichen werden.

Trotz des unerwartet guten Schlussquartals verdient der Verbund im Gesamtjahr 2014 deutlich weniger als im Jahr davor. 2013 erwirtschaftete das Unternehmen ein EBITDA von 1,3Mrd.Euro sowie ein bereinigtes Konzernergebnis von 385 Mio. Euro. Die endgültigen Zahlen für 2014 werden am 11.März vorgelegt.

Sparkurs beeindruckt

Die Anhebung der Gewinnprognose sei angesichts der guten Wasserführung in weiten Teilen Europas keine große Überraschung, kommentierten die Analysten der Citigroup. Das Ausmaß der Anhebung sei an den Märkten allerdings nicht erwartet worden. Beeindruckt hätten indes auch die anhaltenden Kosteneinsparungen.

Die Verbund-Aktie legte jedenfalls im Tagesverlauf um rund 1,5Prozent zu, nachdem sie im Frühhandel im Minus notiert hatte. Mit knapp 16 Euro hat sich das Papier, das zu Jahresmitte 2014 einen massiven Kurssturz auf 13,65 Euro erlitten hatte, dem Höchstkurs vom Vorjahr von 16,665 wieder angenähert. Von den 19,94 Euro Anfang 2013 ist die Verbund-Aktie allerdings noch meilenweit entfernt. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2015)

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