Der Aufstieg der Sojabohne

Sojabohnen
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Österreich zählt zu den Top-3-Sojaproduzenten in Europa. Das Angebot wächst stetig. Ihr schlechtes Image konnte die Bohne aber noch nicht abstreifen.

Sojaprodukte bzw. pflanzliche Alternativen sind längst nicht mehr nur im Reformhaus erhältlich, sondern haben in jedem Supermarkt Einzug gefunden. "Der beste Gradmesser ist, wenn Produkte im Diskont ankommen. Dann sind sie imMainstream", sagte der Chef des Sojaprodukte-Herstellers Mona Naturprodukte, Wolfgang Goldenitsch.

Mona ist mit seinen Marken Joya und Happy Soya der nach eigenen Angaben größter Abnehmer von Lebensmittelsoja in Österreich. Im Jahr verarbeitet die heimische Firma mit Produktionsstätten in Oberwart (Burgenland) und Schwerin (Deutschland) 6000 Tonnen österreichisches Soja zu Getränken, Joghurts oder anderen Produkten auf Sojabasis. Aber auch Milchalternativen aus Reis, Hafer, Nüssen und Getreide werden hergestellt.

Mona ist dabei aus einer klassischen Molkerei entstanden, seit 2008 verarbeitet die Firma ausschließlich Soja. 2014 machte Mona damit 45 Mio. Euro Umsatz, heuer werden 50 Mio. Euro angepeilt. Die Exportquote liegt bei 85 Prozent.

120.000 Tonnen Soja pro Jahr

Österreich zählt mit einer Anbaufläche von 43.680 ha (2014) zu den Top-3-Sojaproduzenten in Europa nach Italien und Frankreich. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Fläche damit zwar mehr als verdoppelt, macht aber dennoch nur 3,2 Prozent der gesamten Ackerflächen in Österreich aus. In näherer Zukunft wird ein Ausbau auf 55.000 ha erwartet, hieß es seitens des Vereins "Soja in Österreich".

Sojabohnen-Import für die Tierfütterung

Die Jahresproduktion in Österreich liegt bei 120.000 Tonnen. Mehr als die Hälfte davon wandert in die Lebensmittelindustrie. Der Rest wird für Futtermittel verwendet oder geht in den Export. Der Bedarf an Soja ist aber weitaus größer. Österreich importiert rund 650.000 Tonnen Sojaschrot und Sojabohnen - hauptsächlich aus den USA, Brasilien und Argentinien. Der überwiegende Teil davon wird in der Tierfütterung gebraucht -als Eiweißlieferant. Großteils ist dieses Soja gentechnisch verändert. In Südamerika werden für Soja-Plantagen große Flächen an Regenwald gerodet.

Soja hat deswegen bei vielen einen negativen Beigeschmack. Der Verein "Donau Soja" setzt sich für gentechnikfreies, nachhaltiges Soja als Lebens- und Futtermittel ein. Der Bedarf steige kontinuierlich, da sich immer mehr vegetarisch oder vegan ernähren oder eine Laktoseintoleranz haben, sagte die Obfrau der Vereine "Donau Soja" und "Soja aus Österreich", Ursula Bittner. Schätzungen zufolge leben in Österreich 9 Prozent vegan oder vegetarisch.

Höhere Steuer auf Soja

Mit der steigenden Nachfrage ist auch das Angebot im Supermarkt gestiegen. Der Markt ist dennoch überschaubar. Der Lebensmittelhandel machte 2014 mit pflanzlichen Milchalternativen (ohne Tofu) einen Umsatz von rund 25 Mio. Euro. Der vergleichbare Milchmarkt kam auf einen Umsatz von 787 Mio. Euro. "Wir müssen noch mehr weg von dem Denken: 'Ich bin krank (z.B. laktoseintolerant, Anm.) und deshalb muss ich Sojaprodukte essen'", meinte Mona-Chef Goldenitsch.

Auch der Preis sei ein nicht zu unterschätzender Faktor. Während der Standard-Sojadrink von Joya 1,99 Euro kostet, kommt der Liter Milch nur auf rund halb so viel. Ein Grund ist laut Goldenitsch die für Sojaprodukte geltende 20-prozentige Mehrwertsteuer, während für Milch nur 10 Prozent anfielen. Ansuchen an die Regierung, die Mehrwertsteuer auch für pflanzliche Milchalternativen auf 10 Prozent zu senken, stießen bisher auf wenig Gehör.

Im Handel dominieren derzeit einige wenige Hersteller den Markt. Nummer 1 ist die belgische Firma Alpro, die auch europaweit die Nase bei Lebensmitteln auf Sojabasis vorne hat. Danach folgen Joya und die Eigenmarken der Händler. Im Bereich Tofu hat die deutsche Firma Taifun einen nicht unerheblichen Anteil. Ein Drittel der Sojabohnen bezieht Taifun übrigens aus Österreich.

(APA)

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