In Baden wird „Paganini“ zur Telenovela

Monika Rebholz, Barbara Pöltl
Monika Rebholz, Barbara Pöltl(c) Bühne Baden
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Isabella Gregor inszeniert die Lehár-Operette als bittersüßes Drama.

„Mein Geburtstagsgeschenk vom lieben Gott“, notierte Franz Lehár an seinem 53. Geburtstag im April 1923. Am Vorabend hatte man ihm ein Libretto über den Geigenvirtuosen Niccolò Paganini übergeben, das ihn so faszinierte, dass er die halbe Nacht komponierte – und den ersten Akt von „Paganini“ in einem Stück fertigstellte. Diese Begeisterung hört man aus jeder Passage dieser zu Unrecht selten gespielten Operette. An der Bühne Baden inszeniert Isabella Gregor die Liebe und Trennung des heißblütigen Paganini und seiner vom Ehemann frustrierten Maria Anna Elisa wie eine bittersüße Telenovela. Paganini vergnügt sich in Boxershorts mit der Fürstin im Spitzenhemdchen. Ihre (unerklärten) Kindheitserinnerungen spazieren in Gestalt eines blassen blonden Mädchens mit Geigenkasten über die Bühne. Und wenn Paganini mit seiner Violine (bravourös gespielt von Konzertmeister Georg Ille) die Zuhörer verzaubert (bzw. als „Teufelsgeiger“ verhext), dann steht alles still, als hätte jemand den Pause-Knopf gedrückt.

Warum sich die mit stimmlicher Eleganz überzeugende Maria Anna Elisa von Monika Rebholz just in den etwas aufgeplusterten Paganini von Jevgenij Taruntsov verliebt, bleibt ein Rätsel. Schwer vorstellbar ist auch, dass die umschwärmte Bella (beschwingt: Barbara Pöltl) den als Pausenclown gekleideten Pimpinelli erhört – eine ergiebige Rolle für den so engagiert um das Amüsement bemühten Buffo Andreas Sauerzapf. Gregor und dem musikalischen Leiter Oliver Ostermann ist eine flotte, moderne Inszenierung gelungen, die die musikalischen Klassiker ins rechte Licht rückt: Wenn Paganini die Haare in den Nacken wirft und „Gern hab' ich die Frau'n geküsst“ trällert, dann ist auch das bittersüß. (i.w.)

Weitere Vorstellungen: 7., 8., 19., 20., 27., 28. Februar, 1., 6., 14., 15. März; www.buehnebaden.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2015)

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