Und immer noch New York ...

FRANCE LITERATURE
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Die australisch-amerikanische Autorin Lily Brett schildert Alltagsmomente aus ihrem Manhattaner Biotop.

Galina heißt die Frau, die sich seit Jahren um Lily Bretts Zehennägel kümmert. Und die russische Pediküre spricht mit demselben Ernst über die Diät ihres Mannes und die Nachteile von Joghurt zum Frühstück wie ein Nachrichtensprecher über den Ukrainekonflikt. Willkommen in der verrückten Welt von Lily Brett. Seit 1995 ist die australisch-amerikanische Autorin liebevolle Chronistin des jüdisch-bourgoisen Lebens in New York. Damals erschien ihr erster Roman „Einfach so“, der sie schlagartig bekannt machte.

Und 20 Jahre später schreibt Brett immer noch über New York. In ihrem neuen Geschichtenband führt sie uns in den Deluxe Food Market in Chinatown und ins West Village. Sie erklärt uns, dass die australische Kaffeeart „Flat White“ New York erobert hat, warum die Manhattaner jedem danken, aber weniger reden als früher, und wie man hier einen Hurrikan übersteht. Vor allem aber erzählt sie wieder von sich selbst, ihrem Ehemann, ihrem fast 100-jährigen Vater (den wir aus vielen ihrer Bücher kennen), ihrer Angst, dass ihren Liebsten etwas passieren könnte und ihren sonstigen kleinen Neurosen („Ich gerate in Panik, wenn die ,New York Times‘ nicht rechtzeitig zugestellt wird“). Oft hat man das Gefühl, manches so oder so ähnlich schon einmal gelesen zu haben. Denkt man gerade noch, Brett geht der Stoff aus, überrascht sie wieder mit erzählerischen Kleinoden wie jenem über die Pediküre Galia. Bretts Stories sind ein bisschen wie New York: hübsch verpackt und etwas glatt, aber verrückt und unvorhersehbar. awa

Lily Brett: „Immer noch New York“, übersetzt von Melanie Walz, Suhrkamp, 223 Seiten, 20,60 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2015)

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