Glücksspiel: Novomatic sperrt in Wien zu und im Ausland auf

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Der Automatenkonzern Novomatic setzt auf Auslandsexpansion und neue Geschäftsfelder wie Lotterien.

London. Bei ihren 1500 Spielautomaten in Wien hat die Novomatic am 1. Jänner den Stecker gezogen, weil die Bundeshauptstadt mit Jahresanfang das Kleine Glücksspiel verboten hat.

Novomatic-Chef Harald Neumann ist zwar, gestützt auf die Expertisen mehrerer Verfassungsrechtler, der Meinung, er dürfe weiterspielen, und hat deshalb schon die angekündigte Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof und eine Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich und die Stadt Wien eingebracht. Aber wirklich weh dürften die Ausfälle in Höhe von rund 80 Mio. Euro dem Glücksspielkonzern ohnehin nicht tun. „Wir werden die Einbußen in Wien heuer durch ein verstärktes Wachstum im Ausland mehr als wettmachen“, sagte Neumann anlässlich der weltgrößten Glücksspielmesse ICE in London.
Die Expansion betrifft einerseits große Kernmärkte in Europa wie Großbritannien, Spanien, Italien und auch die Niederlande. Dabei geht es der Novomatic, die weltweit rund 230.000 Spielautomaten und 1500 eigene Casinos betreibt, sowohl um Automaten als auch um lizensierte Onlinespiele.

Einstieg ins Lotto-Geschäft

Andererseits hat sich der 22.000-Mitarbeiter-Konzern mit Sitz in Gumpoldskirchen in neue Bereiche vorgewagt. Das betrifft in erster Linie Lotto. Nach der Übernahme der isländischen Technologiefirma Betware im Jahr 2013 wird nun an Lotterietechnologien gearbeitet. Dabei gehe es um Gesamtlösungen „vom Brieflos bis zum Abrechnungsautomaten“, sagt Technik-Vorstand Thomas Graf, Sohn von Novomatic-Gründer und Eigentümer Johann Graf.

Einer der wichtigsten neuen Märkte sind die USA mit einer Million Spielautomaten. Dort hat die Novomatic schon in acht Bundesstaaten eine Lizenz für Vermietung und Verkauf von Automaten. Obwohl in den letzten Jahren der jährliche Austausch von 100.000 auf rund 40.000 Geräte gesunken ist, sieht Graf dort ein enormes Potenzial. In ein bis zwei Jahren müssten viele veraltete Geräte getauscht werden. Kunden sind Spielcasinos, aber auch Hotel- und Restaurantketten, wie etwa das Hard Rock Café. „Die Betreiber planen Hotels und suchen mit uns eine Zusammenarbeit in Europa“, sagt Graf. Außerdem entstünden jetzt viele neue Casinos in den USA, weil der Staat Geld braucht.

Um bei neuen Kunden zu punkten, sind der Novomatic trotz ihrer Größe und Bekanntheit Referenzen sehr wichtig. „Deshalb wollen wir unbedingt die Spielbanklizenzen in Österreich“, so Neumann. Zwei der drei neuen Lizenzen hat die Novomatic im Vorjahr zwar erhalten. Die Casinos Austria, die leer ausgegangen ist, hat jedoch Beschwerde eingelegt. Nach einer mündlichen Verhandlung im Februar hofft Neumann auf eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts im März. Geplant ist die Aufrüstung des Automatencasinos im Prater und eine neue Spielbank in Bruck/Leitha.

Treiber des Geschäfts mit dem – vermeintlichen – Glück sind laut Graf neue Technologien, bei Automaten wie bei Onlinespielen. Deshalb steckt die Novomtic jährlich einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in Forschung und Entwicklung. Geld dafür ist genug da: 2014 hat der Konzern dank seiner dualen Strategie (Automatenproduzent und Casinosbetreiber) einen Rekordumsatz von 3,8 Mrd. Euro erreicht. Auch der Gewinn, der noch nicht bekannt gegeben wird, soll einen Rekordwert erreicht haben. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2015)

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