„Wie im Kriegsgebiet“: Randale bei Afrika Cup

EQUATORIAL GUINEA SOCCER AFRICA CUP OF NATIONS
EQUATORIAL GUINEA SOCCER AFRICA CUP OF NATIONS(c) APA/EPA/GAVIN BARKER (GAVIN BARKER)
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Das Halbfinale zwischen Gastgeber Äquatorialguinea und Ghana wurde von schweren Ausschreitungen überschattet. Einheimische attackierten die Gästefans, die Polizei antwortete mit Hubschrauber und Tränengas.

Malabo/Wien. Nach einem klaren 3:0-Erfolg über Gastgeber Äquatorialguina steht Ghana im Finale des Afrika Cup und spielt am Sonntag (20 Uhr, live Eurosport) gegen die Elfenbeinküste um den Titel. Freude wollte beim Sieger allerdings nicht recht aufkommen, wurde die Partie in der Haupstadt Malabo doch von schweren Ausschreitungen überschattet. Es hätten Zustände „wie in einem Kriegsgebiet“ geherrscht, twitterte der ghanaische Fußballverband. „Es ist eine Schande, dass diese dunkle Wolke unseren Erfolg trübt“, sagte Verbandspräsident, Kwesi Nyantakyi.

Zuvor hatten vor allem die rund 500 mitgereisten Fans aus Ghana einen Abend des Schreckens erlebt. Bereits zur Halbzeit war die Stimmung unter den 15.000 Zuschauern vergiftet. Ausgangspunkt war ein Elfmeterpfiff gegen das Heimteam gewesen, den Jordan Ayew (42.) zu Ghanas Führung verwandelte. Noch im gellenden Pfeifkonzert erhöhte Mubaraka Wakaso auf 2:0 (45.), den folgenden Torjubel beantwortete das Publikum mit einem Regen aus Plastikflaschen. Die ghanaischen Spieler sowie Schiedsrichter Eric Otogo aus Gabun mussten auf dem Weg in die Kabine von Polizisten geschützt werden.

Auch nach Wiederanpfiff beruhigte sich die Lage nicht. Äquatorialguineas Spieler fielen durch hartes Einsteigen und Reklamieren auf, gleichzeitig flogen immer mehr Gegenstände auf den Rasen. Nach dem 3:0 durch Andre Ayew (75.) eskalierte die Situation endgültig. Es hagelte Flaschen, Steine und Plastiksitze in Richtung der ghanaischen Fans, die in ihrer Panik ein Sicherheitstor aufbrachen und auf die Laufbahn flüchteten. Nun waren sie allerdings zwischen Spielfeld und Tribüne gefangen, zu beiden Seiten die tobende Masse.

Die Partie wurde unterbrochen und das folgende Szenario demonstrierte eindrucksvoll den fragwürdigen Umgang der autokratischen Staatsführung mit der eigenen Bevölkerung. Die Polizei rückte mit Tränengas und Rauchbomben vor, zudem flog ein Hubschrauber gleich dreimal nur wenige Meter über den Köpfen der Menschen hinweg. Um dem ohrenbetäubenden Lärm und dem Wind der Rotorenblätter zu entkommen, riskierten manche einfach den Sprung in die Tiefe. Äquatorialguineas Mannschaft, die großteils aus eingebürgerten Spielern besteht, sah dem Treiben erschreckend lang unbeteiligt zu, ehe einige Akteure doch noch versuchten, die Fans zu beruhigen. Als fast das gesamte Stadion geleert und die Gästefans in einen anderen Bereich gebracht worden waren, wurde die Partie nach fast 40-minütiger Unterbrechung zu Ende gespielt. Auf den Straßen aber dauerten die Tumulte an, Verkaufsstände und Geschäftsauslagen wurden zerstört. Erst nach Stunden durften die ghanaischen Fans das Stadion verlassen und wurden mit Polizeieskorte direkt zum Flughafen gebracht. In einer ersten Bilanz war von 36 Verletzten die Rede.

„Ich entschuldige mich im Namen meines Teams vor dem afrikanischen Verband und der Welt“, sagte Äquatorialguineas Kapitän Emilio Nsue. Für den ghanaischen Verband war das nicht genug. „Wir können von Glück reden, dass niemand umgekommen ist. Ein derartiges Verhalten ist nicht zu akzeptieren“, meinte Nyantakyi und forderte harte Sanktionen. Der Afrikanischen Fußballverband (CAF) belegte Äquatorialguinea allerdings lediglich mit einer Geldstrafe von 100.000 Dollar (87.650 Euro) sowie einem Geisterspiel auf Bewährung. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2015)

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