Der Automarkt als Gradmesser

Various Porsche cars are displayed during the second press day of the North American International Auto Show in Detroit
Various Porsche cars are displayed during the second press day of the North American International Auto Show in Detroit(c) REUTERS (MARK BLINCH)
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Exportfirmen haben 2015 einige Sorgenkinder. Vor allem Russland. Ein Blick auf den dortigen Automarkt sagt mehr als tausend Worte.

Wien. Auch wenn die erfolgsverwöhnten deutschen Exporteure heuer abermals einen Umsatzrekord anpeilen, sind die Aussichten für einzelne Weltregionen eingetrübt. Allein die Opec-Staaten und Südamerika verfügen wegen des Ölpreisverfalls über deutlich weniger Kaufkraft. Niemand freilich ist in der Importfreude so gedämpft wie Russland. Waren die deutschen Exporte (ähnlich den österreichischen) nach Russland schon 2014 um ein Fünftel eingebrochen, so rechnet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag für heuer mit einem Rückgang um 15Prozent: Vor allem Spitzenexportbranchen wie die Automobilindustrie seien betroffen.

In der Tat droht auf dem russischen Automarkt Ungemach wie seit Beginn der Finanzkrise nicht mehr. Damals – eben auf dem Sprung, Deutschland als Europas größten Autoabsatzmarkt abzulösen – war er im Handumdrehen (2009) um die Hälfte eingebrochen. Ein ähnliches Schicksal steht ihm jetzt bevor. Zwar herrscht über das Ausmaß noch Uneinigkeit. Aber selbst die optimistischen Prognosen gehen von minus 20Prozent aus. Die maßgebliche Association of European Businesses (AEB) sagt einen Rückgang um 24Prozent auf 1,89 Mio. Stück voraus, PricewaterhouseCoopers (PwC) um 35 Prozent auf 1,52 Mio. Stück. Bemerkenswert sind die Details: Laut PwC nämlich werden die russischen Produzenten nur um zehn Prozent Federn lassen müssen, die russischen Montagewerke ausländischer Autobauer aber um 33Prozent. Am schlimmsten werde es den tatsächlichen Import, der wegen der strengen Lokalisierungsvorschriften heute etwa ein Fünftel des Marktes deckt, treffen – und zwar mit einem Minus von 55 Prozent. Die prognostizierte BIP-Schrumpfung, die Verteuerung der Kredite und die Rubel-Abwertung schlagen zu Buche.

Zuvor hat der jähe Rubel-Verfall im Dezember allerdings sogar zu einer leichten Verkaufssteigerung geführt, sodass im Gesamtjahr 2014 der Rückgang laut AEB „nur“ 10,3Prozent betrug. Dafür folgte schon im Jänner ein Einbruch um 24,4Prozent. Die Dynamik bis März werde zum Gradmesser für das Gesamtjahr, so Experten. (est)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2015)

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