Handel: Zalando verdient nun Geld

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Erstmals schreibt Europas größter Online-Modehändler Zalando schwarze Zahlen im Gesamtjahr. Der Aktienkurs schießt in die Höhe.

Wien/Berlin. Die Börsenneulinge aus Berlin haben es den Skeptikern gezeigt: Zalando kann auch Geld verdienen. Der Online-Modehändler hat 2014, sechs Jahre nach der Gründung, das erste Mal schwarze Zahlen geschrieben. Nach einem sehr guten Weihnachtsgeschäft erschafft das erwachsen gewordene Jungunternehmen einen Betriebsgewinn (EBIT) von 62 Mio. Euro (ohne nicht näher definierte „Sonderfaktoren“ sind es 82 Mio.). Was unter dem Strich herauskommt, wird erst am 5. März verraten. Aber auch nach Abzug von Zinsen und Steuern bleibe etwas übrig, verspricht Vorstand Rubin Ritter.

Der Umsatz wuchs im Vorjahr weiter stürmisch, um über ein Viertel auf 2,2 Mrd. Euro. Die Zahlen sind noch etwas besser als erwartet; die Aktie im SDAX (für kleinere Unternehmen) schnellte um elf Prozent in die Höhe. Mit rund 25 Euro liegt der Kurs nun deutlich über dem Ausgabepreis von 21,50 beim Börsengang im Oktober. Damit ist die Firma, die 2008 in einer Wohngemeinschaft zweier BWL-Studenten gestartet hat, nun mit 5,4 Mrd. Euro bewertet.

Dabei hatten nicht wenige prophezeit, dass Zalando ein Fass ohne Boden bleibe und nie Gewinne schreiben werde. 300 Mio. Euro hatten die Investoren schon verbrannt, um den Weg zur Marktführerschaft in Europa frei zu machen. Auch das Geschäftsmodell erregte Zweifel: Was man sich an Geschäftsmieten und Verkaufspersonal sparte, steckte man in eine großzügige Retourenregelung. Die Hälfte aller Bestellungen landen wieder in den Logistikzentren, deutlich mehr als im Branchenschnitt. Retouren aber gelten im Handel als der Renditekiller schlechthin.

Durch den holprigen Börsenstart fühlten sich viele Kritiker bestätigt: Rasch sackte der Kurs ab, die Anleger waren enttäuscht. Das Management war zu einer Erfolgsmeldung fast verpflichtet. Wie nachhaltig ist also die „Zeitenwende“? Die Gründer, Robert Gentz und David Schneider, haben immer wieder erklärt: Im Heimatmarkt seien sie längst profitabel, das Geschäftsmodell funktioniere also. Die Verluste kämen aus der raschen Expansion in 15 Länder, die notwendig war, um sich Marktanteile zu sichern. Vorstand Ritter kündigt bereits an: Heuer werde wieder mehr investiert, womit das starke Margenniveau vom Vorjahr nicht zu halten sei. Mit Investieren meint er aber nicht so sehr räumliches Wachstum, das bereits an Grenzen stößt.

Mehr Komfort beim Shoppen

Stattdessen geht es nun darum, in bestehenden Märkten mehr Kunden zu gewinnen. Kleinere Sortimentslücken wie Umstandsmoden sollen geschlossen werden. Vor allem aber soll das Shoppen mit Smartphone und Tablet bequemer werden. Was es zum Beispiel schon gibt: eine Software, die anhand von Fotos von Kleidungsstücken ähnliche Artikel im Zalando-Sortiment findet. Für mehr solcher aufwendigen Spielereien braucht es aber Programmiertechnologie, die Zalando vielleicht auch in Form ganzer Unternehmen zukaufen will. Ob das tatsächlich mehr Kunden bringt, ist keineswegs ausgemacht. Ganz müssen die Zweifler also noch nicht verstummen. (gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2015)

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