Terrorspur durch Libyen

EGYPT LIBYA CONFLICT
EGYPT LIBYA CONFLICT(c) APA/EPA/TAREK FARAMAWY/ALMASRY A (TAREK FARAMAWY/ALMASRY ALYOUM)
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Bei Anschlägen nahe Derna starben Dutzende Menschen. Zu der Bluttat bekannten sich die Jihadisten.

Kairo/Tripolis. Das libysche Chaos scheint ein idealer Nährboden für die Terrormiliz Islamischer Staat zu sein. Sie breitet sich rasend schnell an der Mittelmeerküste aus. Im vergangenen Oktober waren Radikale aus der ostlibyschen Kleinstadt Derna die ersten Gotteskrieger außerhalb von Syrien und dem Irak, die dem Islamischen Staat die Gefolgschaft schworen. „Die Stadt ist außerhalb jeder staatlichen Kontrolle“, berichtete der Journalist Mohamed Eljarh, der sich als einziger Außenstehender kürzlich für einige Stunden in Derna aufhielt.

„Die schwarzen Flaggen des Islamischen Staates wehen überall, sie haben eigene Scharia-Gerichte und eine islamische Polizei etabliert“, berichtete er. Zahlreiche junge Libyer sind mit dabei, viele Extremisten stammen aus Syrien, dem Irak, Algerien und Palästina. „Der Emir ist ein jemenitischer Jihadist, der von Abu Bakr al-Baghdadi persönlich geschickt wurde“, weiß der Augenzeuge.

Zu Beginn der Woche forderte der IS das benachbarte Ägypten mit der Hinrichtung von 21 koptischen Christen heraus. Die ägyptische Armee antwortete mit Luftangriffen.

Am Freitag töteten Attentäter 20 Kilometer westlich von Derna mit drei simultanen Autobomben rund 40 Menschen, die meisten von ihnen warteten an einer Tankstelle auf Benzin. Zu den Anschlägen bekannten sich die IS–Jihadisten. Im Internet präsentierten sie zugleich Bilder der Attentäter.

48Stunden zuvor waren IS-Kommandos in Sirte einmarschiert und hatten Innenstadt und Universität besetzt sowie das pompöse Ouagadougou-Zentrum, in dem Ex-Diktator Muammar Gaddafi seine arabischen und afrikanischen Gipfel abzuhalten pflegte. Im Westen Libyens kontrollieren sie die Gegend um Sabratha, wo sich auch die Ruinen der alten römischen Stadt befinden. Der Anschlag auf das Luxushotel Corinthia in Tripolis, bei dem es Ende Jänner zehn Tote gab, geht auf ihr Konto, ebenso wie der Überfall auf das Ölfeld Al-Mabruk, wo sie einige der Opfer enthauptet zurückließen. (m.g.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2015)

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