Versorger als negative Ausreißer

(c) REUTERS (FABRIZIO BENSCH)
  • Drucken

Die deutschen Versorger RWE und E.On setzen trotz allgemeiner Aktienhausse ihren Abwärtstrend fort. Wenige Analysten glauben an eine Trendwende.

Wien. 27 von 30 DAX-Werten haben seit Jahresbeginn kräftig (die Aktie des Düngemittelkonzerns K+S schaffte ein Plus von 24 Prozent) bis leicht zugelegt. Nur drei DAX-Titel haben verloren: RWE, E.On und Lufthansa. Die beiden Versorger RWE und E.On haben dabei ihren langjährigen Abwärtstrend fortgesetzt. E.On gab seit Jahresbeginn bis dato sechs Prozent ab, RWE neun Prozent. Seit ihren Höchstständen in den Jahren 2007 (RWE) und 2008 (E.On) haben die Aktien je rund drei Viertel ihres Werts verloren.

Niederlage im Steuerstreit

Die beiden AKW-Betreiber leiden unter der Energiewende in Deutschland sowie unter den niedrigen Großhandelsstrompreisen. Kürzlich erlitten sie auch noch eine Niederlage im Kampf gegen die milliardenschwere Brennelementesteuer. Diese wird seit 2011 vom Bund erhoben und ist von den Konzernen bekämpft worden. Die Steuer verstoße nicht gegen EU-Recht, erklärte Generalanwalt Maciej Szpunar vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH). Für die Richter des EuGH ist diese Einschätzung zwar nicht bindend, sie folgen aber oft dessen Meinung.

Weder die E.On- noch die RWE-Aktie sei „im Vergleich zu den europäischen Wettbewerbern sonderlich attraktiv“, meint man bei der Commerzbank. Die Dividendenrenditen von mehr als vier Prozent sind verglichen mit anderen DAX-Werten hoch – sofern die Konzerne die Dividenden nicht noch reduzieren.

Doch ist das nichts Besonderes: Versorger weisen generell hohe Dividendenrenditen auf. Verglichen mit der europäischen Konkurrenz sehen die Aktien indes weniger attraktiv aus. Die französische EdF schüttet mehr als fünf Prozent Dividende aus.

Wenige Analysten sind zuversichtlich. Normalerweise überwiegen bei Aktien die Kaufempfehlungen, Verkaufsempfehlungen stellen die Minderheit dar. Doch während 13 Analysten zum Verkauf der RWE raten, empfehlen nur acht das Papier zum Kauf, wie Bloomberg-Daten zeigen. Bei der E.On gibt es etwas mehr Kaufempfehlungen (zwölf) als Verkaufsvoten (neun).

Dass man der E.On etwas mehr zutraut, hat mit den Umbauplänen zu tun: Das Unternehmen will nächstes Jahr den gesamten Bereich mit Kohle, Gas und Atomkraft in eine neue Gesellschaft ausgliedern. Der Hauptkonzern wird sich auf erneuerbare Energien, Energienetze und Kundendienstleistungen konzentrieren.

Nur wenige Optimisten

Das gebe dem Unternehmen „trotz bestehender Risken die Chance, im derzeit schwierigen Marktumfeld zu bestehen“, meint die Citigroup und rät dennoch zum Verkauf. Zu den wenigen Optimisten zählt die australische Investmentbank Macquarie: Die E.On-Aktie habe mehr als 20 Prozent Potenzial zum Kursziel und sei erheblich unterbewertet. Die schlechte Stimmung der Marktteilnehmer spiegle die fundamentalen Verbesserungen nicht wider. (b.l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.