Von wegen Euro-Islam

Das eben beschlossene Islamgesetz hat für viel Berichterstattung gesorgt.

Die „Neue Zürcher Zeitung“ schreibt von der „Kritik am Generalverdacht gegen Muslime“ und meint damit: „Besonders umstritten ist die Bestimmung, dass ein Imam oder eine Religionsgesellschaft mit Ausnahme einer einmaligen Spende oder der Abwicklung über eine inländische Stiftung nicht mehr aus dem Ausland finanziert werden darf.“ Dass dies nicht für christliche oder jüdische Glaubenseinrichtungen gelte, wird nicht nur von den muslimischen Vertretern bekanntlich heftig kritisiert. Rund 60Imame in Österreich wurden bisher allein von der Türkei bezahlt.

Ganz anders argumentiert die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“: „Das neue österreichische Islamgesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung.“ Was Österreich anstrebe, „wollen alle in Europa: Die Muslime sollen einen einheimischen Islam hervorbringen, letztlich einen Euro-Islam“. Und: „Wenn der Islam zu Österreich gehört, muss auch die Ausbildung der Imame in Österreich erfolgen.“

In der „Süddeutschen“ wird Islamtheologe (Münster) und Wien-Kenner Mouhanad Khorchide zitiert: Prinzipiell lobe auch er das Gesetz. Allerdings müsse man mit den Muslimverbänden eine gemeinsame Lösung finden, damit sie nicht in finanzielle Not gerieten. Ihm schwebe „eine Art Kirchensteuer für Muslime“ vor.

Das wäre logisch. Sonst muss wieder einmal der Staat voll einspringen. Denn eines steht fest: Von allein wird kein neuer unabhängiger Euro-Islam entstehen, wie ihn Sebastian Kurz, Josef Ostermayer und auch Mouhanad Khorchide erträumen. Schon gar nicht per Gesetz.

E-Mails an: rainer.nowak@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2015)

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