Auslieferung von NS-Verbrecher Demjanjuk gestoppt

John Demjanjuk
John Demjanjuk(c) AP (Nati Harnik)
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Die USA hat die Auslieferung des mutmaßlichen NS-Verbrechers John Demjanjuk an Deutschland in letzter Sekunde gestoppt. Grund ist sein kritischer Gesundheitszustand.

Der mutmaßliche NS-Verbrecher John Demjanjuk wird vorläufig nicht nach Deutschland abgeschoben. Kurz vor der geplanten Ausweisung aus den USA ordnete ein Gericht an, die Auslieferung auszusetzen, bis über der Antrag auf Wiederaufnahme des Abschiebeverfahrens entschieden sei. Der 89-Jährige, der in Cleveland im US-Staat Ohio lebt, sollte ursprünglich am Sonntag nach Deutschland geflogen werden.

Demjanjuk machte geltend, der Langstreckenflug würde ihm unerträgliche Schmerzen bereiten. Demjanjuks Sohn sagte, die Familie sei erleichtert. Viele Menschen seien von der Unschuld seines Vaters überzeugt und hielten ihn für ein Opfer des Krieges, sagte John Demjanjuk junior. Eine Abschiebung würde nach seinen Worten zu einem medizinischen Notfall führen: "Er würde in einem deutschen Krankenhaus landen. Ich glaube nicht, dass sie ihn jemals vor Gericht stellen würden", sagte er.

Das Amtsgericht München hatte im März Haftbefehl gegen Demjanjuk erlassen. Es bestehe der dringende Verdacht, dass er Beihilfe zum Mord an mindestens 29.000 Juden geleistet habe, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Demjanjuk war den Ermittlungen zufolge 1943 Aufseher im Vernichtungslager Sobibor.

Demjanjuks Anwalt John Broadley stellte am Donnerstag vor einem Gericht in Virginia einen Antrag auf Aussetzung der Auslieferung und Wiederaufnahme des Verfahrens. Eine Abschiebung "wird mich schweren körperlichen und geistigen Schmerzen aussetzen, die nach einer vernünftigen Definition dieses Ausdrucks eindeutig auf Folter hinauslaufen", hieß es in einer Erklärung Demjanjuks.

(APA)

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