Ukraine: Zentralbank hebt Leitzins und schickt Bank in Pleite

Leitzins steigt von 19,5 auf 30 Prozent. Gasstreit ist vorerst vom Tisch.

Wien. Vor dem Hintergrund der katastrophalen Wirtschaftssituation in der Ukraine ist gestern das landesweit viertgrößte Kreditinstitut Delta Bank pleitegegangen. Riskante Geschäfte hätten dazu geführt, so Zentralbank-Chefin Walerija Gontarewa: Dem Geldhaus sei es nicht gelungen, „rasche, effektive und wirksame Maßnahmen zur Verbesserung seiner Finanzen“ einzuleiten.

Unterdessen hebt die Zentralbank in ihrem Kampf gegen den Absturz der Landeswährung Hrywnja den Leitzins von 19,5 auf 30,0 Prozent an, wie Gontarewa gestern ankündigte. Sie begründete den Schritt „mit der stark gestiegenen Inflationsgefahr wegen der negativen Folgen der Panik auf dem Devisenmarkt“. Die Hrywnja hat in diesem Jahr die Hälfte ihres Wertes verloren, nachdem sie schon 2014 um rund 50 Prozent abgewertet hatte. Dadurch werden Importe teuer, was wiederum die Inflation anheizt. Um den Wechselkurs zu stützen, müssen ukrainische Unternehmen weiterhin die Devisen bei 75 Prozent ihrer in ausländischen Währungen erzielten Gewinne verkaufen. Die Ukraine steckt seit dem Verlust der Krim an Russland in einer schweren Krise, zumal die im umkämpften Osten beheimatete Industrie weitgehend stillsteht.

Einigung im Gasstreit

Immerhin ist nun die Versorgung der Ukraine mit Gas aus Russland bis Ende März gesichert. Das ist das Zwischenergebnis der Vermittlungsgespräche der EU-Kommission im Gasstreit zwischen beiden Seiten, wie die Beteiligten in der Nacht zum Dienstag erklärten. Damit ist vorerst auch die Gefahr von Unterbrechungen bei russischen Gaslieferungen an den Westen gebannt. Ende März sollen weitere Gespräche über eine Anschlussregelung folgen. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2015)

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