Universität Wien: Großes Gfrett mit Studiengebühren

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Vizerektorin Christa Schnabl sieht Verbesserungs-Bedarf bei derzeitiger Regelung. Die Uni Wien ist mit ihrer Performance zufrieden.

WIEN (chs). 28.000 Studenten haben von der Uni Wien dieses Semester einen Zahlschein für den Studienbeitrag erhalten – 14.000 werden diesen dann tatsächlich einzahlen müssen, so erste Schätzungen der Uni. Denn die Erlassgründe sind vielfältig, die Regelung ist kompliziert. Für die Unis bedeutet das großen administrativen Mehraufwand – ob der gut gemeistert wird, ist unter Studenten umstritten.

Die Uni Wien ist mit ihrer Performance zufrieden: „Die Administration läuft in geordneten Bahnen“, sagt die zuständige Vizerektorin Christa Schnabl. Zwischenbilanz will Schnabl nach Ende der Erlassfrist, die an der Uni Wien bis 30. April läuft, ziehen – und im Gespräch mit dem Wissenschaftsministerium dann auch „notwendige Veränderungen thematisieren“.

„Administrativ lässt sich der Aufwand sicher minimieren“, sagt Schnabl – und denkt da vor allem an die Regelung bei Berufstätigkeit. Befreit ist, wer mit dem Einkommensteuerbescheid des Vorjahres Einkünfte von mindestens 4886,14 Euro vorweist. Den Bescheid rechtzeitig zu erhalten ist aber nicht immer möglich.

Einziger Ausweg: Studienbeitrag einzahlen und später rückfordern. „Da sollte man sich etwas einfallen lassen“, sagt Schnabl. Auch sei zu überlegen, ob man bei der Studiengebühr eine „grundsätzliche Grenze zwischen Studierenden in Mindeststudienzeit plus Toleranzsemester und den anderen zieht.“ Wichtig sei, „das Service für Studierende weiter zu verbessern. Sie sind eine der wichtigsten Gruppen an der Uni. Da wollen wir künftig eine intensivere Kultur der Verbindlichkeit aufbauen.“ Auch finanziell würde sich eine schlankere Administration rechnen: Die aktuelle Regelung verursacht der Uni Wien 200.000 Euro an Mehrkosten, die vom Ministerium getragen werden müssen.

Auf eine Debatte über die Sinnhaftigkeit der Studienbeiträge will sich Schnabl angesichts dieser Summe nicht einlassen, sondern fordert eine „generelle Diskussion über eine sinnvolle Regelung des Uni-Zugangs“. Neben dem Studienbeitrag müsse man über „die Vor- und Nachteile von Zulassungsbedingungen wie den deutschen Numerus clausus oder neu strukturierte Studieneingangsphasen“ diskutieren. Ziel müsse die Senkung der in Österreich hohen Drop-out-Quoten sein.

Von der Politik fordert die Wiener Vizerektorin rasches Handeln: „Die Unis haben ein Geldproblem. Die Zahl der Studierenden ist in den vergangenen 20 Jahren stark gestiegen, die finanzielle Ausstattung ist nicht mitgewachsen. Das ist auch ein politisches Problem.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2009)

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