Frank Peter Zimmermann: Letzte Klänge der Lady

(c) EPA (Javier Echezarreta)
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Zimmermann spielt Mozart – auf seiner geliebten Stradivari.

Die Geschichte ging durch die Medien – doch scheint sie schon wieder vergessen. Zu sehr befassen sich die Zeitgenossen mit wirtschaftlichen Nöten, als dass die Funktion von Banken als Kultursponsoren noch über längere Frist im Fokus bleiben dürften. Und doch: dass Frank Peter Zimmermann seine geliebte Stradivari zurückgeben musste, bewegt zumindest Musikfreunde, die den Wiedergaben von Mozart-Violinkonzerten auf dieser CD lauschen. Zimmermann musiziert hier – wie denn auch anders? – auf der Lady Inchiquin, einem 1711 gebauten Instrument aus der legendären Werkstatt, dessen Provenienz für einen Geiger besonders beglückend sein muss: Fritz Kreisler spielte auf dieser Violine. Die Stiftung Westdeutsche Landesbank hat sie Zimmermann zur Verfügung gestellt; wie’s der Brauch. Immerhin darf man behaupten, dass dieser Interpret zu den herausragenden Solisten im internationalen Konzertleben gehört, unter den Deutschen darf er jedenfalls singulären Rang beanspruchen. Die Kreisler-Stradivari hat er mittlerweile aber zurückgeben müssen, denn die Rechtsnachfolger der Bank mussten für deren Abwicklung auch die Sammlung veräußern. Zimmermann hat eine Millionensumme geboten; aber das Instrument war höher geschätzt . . . Die Münchner Aufführungen sämtlicher Mozart-Konzerte mit dem Kammerorchester des Bayerischen Rundfunks hat Zimmermann jedenfalls noch auf seiner Lieblingsgeige gespielt – und dafür Ovationen und hymnische Rezensionen geerntet. Die Konzerte 1, 3 und 4 liegen nun auf unserer Klassik-CD der Woche vor.

(c) Hänssler Classic

Dialog mit dem Orchester. Die Aufnahmen atmen die Frische eines Livekonzerts, sind (unter Radoslaw Szulc’ Leitung) durchaus mit Wissen um die Phrasierungs-Erkenntnisse der Originalklang-Exegeten, aber in sattem, weichem Klang gespielt – und Zimmerman brilliert mit schlankem, gradlinigem Ton, nimmt den Dialog mit dem Orchester (und hier und da verschmitzt auch mit sich selbst) auf, leistet sich keine larmoyanten Übertreibungen in den schlicht und schön modellierten langsamen Sätzen und betrachtet Kadenzen und „Eingänge“ nicht als Spielwiese für geigerische Eitelkeiten, sondern nutzt sie zu subtilen Aperçus zum rundum ausführlich und detailverliebt Gesagten. Dass Mozart nicht auch in seiner späten Wiener Zeit für Solovioline komponiert hat, bedauert man mit dem Booklet-Schreiber nach Abhören dieser CD besonders. Was könnte Zimmermann mit einem geigerischen Gegenstück zu KV 466 alles anfangen . . .

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