Missverständnis in Tirol: Lawinenübung führt zu Großeinsatz

Archivbild: Ein Lawineneinsatz im Tiroler Bezirk Landeck vor einer Woche
Archivbild: Ein Lawineneinsatz im Tiroler Bezirk Landeck vor einer Woche APA/ZEITUNGSFOTO.AT
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Hubschrauber und Hundestaffeln rückten aus, die Leitstelle erklärte am Telefon sogar Reanimationsmaßnahmen. Im Notruf war offenbar das Wort "Übung" untergegangen.

Eine Lawinenübung der Bundessportakademie hat am Donnerstag in Tirol einen Großeinsatz der Rettungskräfte ausgelöst. Laut Leitstelle Tirol wurde ein Notruf abgesetzt, in dem von mindestens drei Verschütteten und bereits ausgegrabenen Wintersportlern die Rede war. Die Folge waren drei Hubschrauber, die sich auf den Weg machten, sowie Bergretter und Suchhunde.

Die Übung war zwar der Polizei angezeigt worden, bei der Leitstelle war sie aber offenbar nicht bekannt. Es sei schließlich ein "ganz normaler Notruf" eingelangt, berichtet Schichtleiter Alexander Narrer. Im Gebiet des 3.496 Meter hohen Schrankogels seien mehrere Wintersportler verschüttet, einer bereits ausgegraben, meldete der Anrufer. "Wir haben dem Anrufer dann telefonisch sogar erklärt, wie der Bewusstlose zu behandeln ist", sagte Narrer. Niemand habe ahnen können, dass es sich um eine Puppe gehandelt habe. Bei einer derartigen Alarmierung werde "das volle Programm" in Gang gesetzt.

Wenig Verständnis für die nicht angemeldete Alpenvereins-Übung zeigte auch der Ortsstellenleiter der zuständigen Ötzer Bergrettung, Florian Falkner: "Wir sind alle berufstätig und Freiwillige", betonte er. Seine Leute hätten sich nach der Alarmierung alle zum Einsatzort aufgemacht. Sogar ein Hundeführer aus Innsbruck sei eingeflogen worden. Vor Ort habe sich dann herausgestellt, dass es eine Übung sei.

Im Einsatz standen am Schrankogel in den nördlichen Stubaier Alpen der Hubschrauber des Innenministeriums, zwei Notarzthubschrauber, zwei Hundeführer, sowie Bergretter zweier Ortsstellen.

Übungsleiter ortet Kommunikationsprobleme

Der Leiter der Übung, Michael Larcher, ortete Kommunikationsfehler, die zu dem Fehleinsatz geführt hätten. Er selbst habe über den internationalen Notruf "112" die Übung bekannt gegeben. Dies sei aber offenbar nicht an die Leitstelle Tirol weiterkommuniziert worden. Bei dem Kurs habe es sich um eine Ausbildung zum staatlich geprüften Instruktor Skitouren gehandelt. Larcher selbst ist Leiter der Bergsport-Abteilung im Alpenverein, Gerichtssachverständiger und staatlich geprüfter Bergführer.

Wie jedes Jahr hätte der Kurs mit der Übung im freien Gelände enden sollen. Dazu gehöre auch die "Alarmierung" der Leitstelle unter der Rufnummer "140". Dabei sei dann offenbar ein zweites Kommunikationsproblem passiert. Laut Larcher habe sein Kursteilnehmer zu Beginn des Gespräches mit der Leitstelle darauf aufmerksam gemacht, dass es sich um eine Übung handle. Dies sei aber offensichtlich nicht gehört worden.

Gewundert habe man sich, dass die Leitstelle den Ernstfall "so mitspielt". Erst später habe sich das Missverständnis herausgestellt. Larcher bedauerte den Großeinsatz. Hubschrauber habe er vor Ort keine gesehen. Sie seien aber offenbar bereits in der Luft gewesen.

(APA)

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