VW: Kernmarke stolpert hinterher

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Während der gesamte VW-Konzern wieder ein Rekordjahr hingelegt hat, ist das operative Ergebnis der Kernmarke Volkswagen geschrumpft. Ein Sparprogramm soll helfen.

Berlin/Wolfsburg. Die gute Nachricht zuerst: Der Volkswagen-Konzern (mit Marken wie Audi, Porsche oder Škoda) blickt auf ein Rekordjahr zurück: Das operative Ergebnis stieg um eine Milliarde auf 12,7 Mrd. Euro, der Umsatz kletterte auf 202,5 Mrd. Euro, und erstmals in seiner Geschichte verkaufte der Autogigant mehr als zehn Millionen Fahrzeuge weltweit.

„Wir haben auch das Jahr 2014 zu einem Erfolgsjahr gemacht“, sagte Konzernchef Martin Winterkorn am Donnerstag in Berlin. Noch ist Toyota Weltmarktführer unter den Autoherstellern, doch Winterkorn kündigte ein Überholmanöver an. Er ist der bestbezahlte der 30 DAX-Chefs – und steht dafür oft in der Kritik. Während die VW-Mitarbeiter für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Erfolgsbeteiligung von 5900 Euro brutto und damit 300 Euro weniger als 2013 erhalten, erhöhten sich die Bezüge des Konzernchefs um 800.000 Euro. Insgesamt verdiente Winterkorn 2014 knapp 15,9 Mio. Euro, wie der Geschäftsbericht zeigt. Auch die Vergütung für andere Vorstandsmitglieder stieg.

Allen Rekorden zum Trotz leidet ausgerechnet die Kernmarke Volkswagen unter Problemen: Deren operatives Ergebnis lag mit 2,5 Mrd. Euro unter dem Vorjahreswert von 2,9 Mrd. Euro. Der Umsatz erhöhte sich nur geringfügig um 0,4 Mrd. auf 99,8 Mrd. Euro. Die Probleme der Kernmarke seien vor allem dem rückläufigen Geschäft in Südamerika und der krisenbedingt sinkenden Nachfrage in Russland geschuldet, hieß es.

Fünf Mrd. Euro einsparen

Doch bereits im Vorjahr hatte Winterkorn der Marke VW ein dreijähriges Sparprogramm verordnet, das „sehr gut angelaufen“ sei. Insgesamt will der Konzern bei seiner Kernmarke fünf Mrd. Euro einsparen; allerdings hat man erst Einsparmöglichkeiten in Höhe der Hälfte des Betrags ausgemacht. „Modelle, die nicht mehr zur Nachfrage und zu den Renditeerwartungen passen, werden gestrichen“, teilte Winterkorn mit. Medienberichten zufolge soll es sich dabei um den zweitürigen VW-Polo, den Eos und den Beetle handeln.

Heuer soll erst eine Milliarde Euro des eingesparten Kapitals das Ergebnis aufbessern. Damit bleiben dem Unternehmen nur noch die Jahre 2016 und 2017, um die weiteren vier Milliarden Euro einzufahren.

Auch die anderen Pkw-Marken schöpfen nach Meinung von Experten noch nicht ihre Möglichkeiten aus. Zwar hat die Baukastentechnik (ein- und dasselbe Bauteil wird in mehreren Modellen verwendet) geholfen, die Kosten zu senken. Doch tanzt nach Wahrnehmung des Betriebsrats noch so manche Marke aus der Reihe. Betriebsratschef Bernd Osterloh glaubt, dass VW mehr als fünf Mrd. einsparen könnte, wenn sich alle an die Vorgaben hielten.

Vorsichtiger Ausblick

Winterkorn hielt sich beim Ausblick zurück. Mit Blick auf die für 2015 angekündigte operative Rendite (Ebit-Marge) zwischen 5,5 und 6,5 Prozent sagte er: „Wir bleiben damit bewusst ein Stück vorsichtiger – wir behalten trotz glänzender Zahlen die Bodenhaftung.“ Ziel für 2015 sei, sowohl bei den Auslieferungen als auch beim Umsatz und dem operativen Ergebnis zuzulegen. Die Höhe ließ der Manager jedoch offen. (Reuters/b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2015)

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