Erneute Überlegenheit der Silberpfeile Millionen-Ablöse im Vertrags-Chaos

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AUSTRALIA FORMULA ONE GRAND PRIX(c) APA/EPA/DIEGO AZUBEL (DIEGO AZUBEL)
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Die Neuauflage des WM-Duells Hamilton gegen Rosberg scheint nicht nur im Melbourne-GP fix. Sauber-Teamchefin Kaltenborn schloss Rücktritt trotz Klage-Posse aus.

Melbourne. Für Niki Lauda und Toto Wolff waren die ersten Trainingsfahrten der Formel 1 im Albert Park zu Melbourne eine willkommene, eine getrost höchst entspannende Angelegenheit. Denn in beiden Durchgängen hatten die Mercedes-Fahrer Nico Rosberg und Lewis Hamilton die schnellsten Zeiten. Und damit ist dokumentiert, dass auch in dieser Saison alles darauf hindeutet, dass erneut nur diese beiden Piloten Ton, Tempo und Gangart im Titelkampf vorgeben dürften. Das erste von insgesamt 20 Rennen beginnt am Sonntag (6.00 Uhr MESZ).

Es war auch nicht anders zu erwarten, denn die Formel 1 produziert üblicherweise Seriensieger. Nelson Piquet (BRA, 1987, Williams) und Kimi Räikkönen (FIN, 2007, Ferrari) waren die einzigen Piloten seit 1984, die zwar Weltmeister wurden, die aber dann, oder deren Rennstall und Teamkollege, an der Titelverteidigung scheiterten. Dass dieser Fauxpas der Mannschaft des Automobilherstellers unterläuft, ist nach der langen Wartezeit – Mitte der 1950er-Jahre als eigenes Team –, auf den Erfolg eigentlich auszuschließen.

Im zweiten Jahr eines Regelzyklus' sei das durchaus normal, wollte Wolff die hohen Erwartungen dezent niedig halten. Der Versuch misslang, spätestens nach den Trainingsfahrten – egal, ob die Zeiten nun Relevanz für den Grand Prix besitzen oder nicht – standen die Silberpfeile im Vordergrund. „Wenn du gewinnen willst, musst du Mercedes schlagen“, sagte auch Sebastian Vettel.

16 von 19 Grands Prix hat Mercedes im Vorjahr gewonnen. Rosberg siegte bei fünf, Hamilton bei elf Rennen und heuer wolle man „noch besser sein“, sagte der 30-jährige Brite. Er sei in Form, habe mentales Training betrieben und in der Kraftkammer geschwitzt. Die unzähligen Stunden am Simulator kann er nicht mehr aufzählen. Mercedes selbst überzeugt durch Triebwerke, Chassis und Mannschaftsleistung. Einziger Unruheherd, zugleich Hoffnungsschimmer der Konkurrenz, ist das Verhältnis der Piloten. Ihr Ego im Wettstreit um den Titel könnte heuer entscheidend sein.

Die Klage-Posse zwischen dem Sauber-Team und Giedo van der Garde geht heute in die wohl finale Runde. Der Verhandlungstermin zwischen Team und Fahrer, der sein Cockpit eingeklagt hat, wurde für Samstagvormittag angesetzt. Der Richter regte aber vorab eine außergerichtliche Lösung an – die Auflösung des für 2015 gültigen Fahrervertrages wird für den Schweizer Rennstall sehr teuer.

Van der Garde machte Dienst nach Vorschrift. Er ließ sich in der Sauber-Box den Sitz des gleich großen Marcus Ericsson anpassen und benutzte demonstrativ dessen Overall. Bis auf drei Mechaniker verließen alle Mitarbeiter demonstrativ diese Szene. Am Ende konnte van der Garde trotzdem nicht starten, ihm fehlt die Superlizenz.

Über Geld, Situation und Folgen gibt es von Sauber keinen Kommentar. Die Wiener Teamchefin Monisha Kaltenborn, 43, hat das Vertrags-Chaos zu verantworten. Sie sagt: „An Rücktritt habe ich noch nicht gedacht.“ (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2015)

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