Ski alpin: Der finale Angriff eines Draufgängers

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FRANCE ALPINE SKIING CUP FINALS(c) APA/EPA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Kjetil Jansrud gewann die Abfahrt in Méribel und damit auch die kleine Kristallkugel in dieser Disziplin. Der Rückstand auf Marcel Hirscher im Gesamtweltcup beträgt noch 64 Punkte.

Meribel/Wien. Auf eindrucksvolle Weise hat sich Kjetil Jansrud beim Weltcupfinale in Meribel die Abfahrtskugel und damit das Speed-Double geholt. Der Norweger gewann vor dem Schweizer Bald-Pensionisten Didier Defago (+0,24) und dem Salzburger Georg Streitberger (+0,31). Im Gesamtweltcup liegt Jansrud drei Rennen vor Schluss nur noch 64 Zähler hinter Marcel Hirscher.

Mit nur 20 Zählern Vorsprung auf Hannes Reichelt war Jansrud in die letzte Saisonabfahrt gestartet, doch der Salzburger erwischte auf der Roc de Fer nicht seinen besten Tag, er landete an der für ihn enttäuschenden zehnten Stelle. „Startnummer 16 war ein Nachteil, weil vorher gerutscht worden ist. Aber unten bin ich zu viel auf der Linie rumgepickt. Die Selbstverständlichkeit und das Improvisieren von den letzten Rennen haben ein bisserl gefehlt. Ich habe keine Fehler machen wollen und genau das war der Fehler heute“, sagte Reichelt.

„Eine Kugel ist das Größte“

Den möglichen Kugelgewinn hatte er am Vortag als „Draufgabe“ bezeichnet. „Im Vorfeld habe ich gesagt, was auch kommt, man kann mit der Saison zufrieden sein. Es war eine coole Saison. Und es war doch ein bisserl eine Comeback-Saison, wobei es teilweise nicht so ausgeschaut hat.“ Reichelt hatte vor einem Jahr nach dem Abfahrtssieg in Kitzbühel eine Wirbelsäulenoperation vornehmen lassen müssen und die Olympischen Spiele verpasst.

In diesem Winter gewann er im Weltcup drei Abfahrten und einen Super-G und feierte mit Super-G-WM-Gold auf seinem Lieblingshang in Beaver Creek ein „großes Erlebnis“. Dass er dann auch noch die Chance bekommen habe, um die Kugel mitzukämpfen, daran habe er im Jänner nie gedacht. Jansrud beendete die Abfahrtssaison mit seinem vierten Saisonsieg. Er gab zu, vor dem Rennen angespannt gewesen zu sein. „Ich habe Druck verspürt. Ich war nicht wirklich nervös, aber aufgeregt. Ich lag nur 20 Punkte vor Hannes, das war nicht viel“, meinte der 29-jährige Skandinavier.

„Ich habe am Start nicht gewusst, wie Hannes gefahren ist. Ich habe aber gehört, dass es sehr weich und schwierig ist. Das passt für mich“, meinte Jansrud, dem das Speed-Double – die Kugel im heutigen Super-G (9.30 Uhr, live in ORF eins) ist ihm nicht mehr zu nehmen – sehr viel bedeutet: „Ich bin sehr froh, stolz und zufrieden. Ich habe Kitzbühel gewonnen, Olympia-Gold geholt. Aber wenn man die Kugel holt, heißt das, dass man der Beste über eine ganze Saison war. Sportlich ist das für mich das Größte, das man gewinnen kann.“

Doch Jansruds Mission in Méribel ist noch nicht abgeschlossen. Sein Abfahrtssieg lässt ihn nochmals vom Gesamtweltcup träumen. „Ich habe schon gestern gesagt: Wenn ich 200 Punkte in zwei Tagen und ein sehr gutes Riesentorlaufrennen schaffe, wäre noch etwas möglich. Theoretisch kann man es schaffen, zum Glück wird es noch spannend.“ Im Super-G begibt sich erstmals in dieser Woche auch sein Konkurrent Marcel Hirscher auf die Piste.

Für den ÖSV endete die Abfahrtssaison mit dem zehnten Disziplinenpodestplatz durch den drittplatzierten Georg Streitberger (+0,31), der sich erst spät in diesem Winter in guter Verfassung präsentierte. „Bis Kitzbühel bin ich nicht in Form gewesen, von da an ist es immer besser gelaufen. Heute bin ich bin immer schneller und schneller geworden. Das war richtig geil“, sagte der Salzburger.

Zweitbester Österreicher war Max Franz als Sechster. „Ich habe mein Ziel erreicht, ich wollte noch unter die Top Ten der Abfahrtswertung kommen“, meinte der Kärntner. (ag./red)

HERRENABFAHRT MERIBEL

1. Kjetil Jansrud (NOR) 1:40,86 2. Didier Defago (SUI) +0,24 3. Georg Streitberger (AUT) +0,31 4. Steven Nyman (USA) +0,59 5. Guillermo Fayed (FRA) +0,76 6.Max Franz (AUT) +0,71 7. Patrick Küng (SUI) +0,74 8. Marco Sullivan (USA) +0,75 9. Beat Feuz (SUI) +0,76 10. Hannes Reichelt (AUT) +0,80.
Weiters: 12. Romed Baumann (AUT) +0,87 13. Klaus Kröll (AUT) +1,08 14. Matthias Mayer (AUT) +1,12 18. Otmar Striedinger +1,57 19. Vincent Kriechmayr +1,64
Abfahrtweltcup (Endstand nach zehn Rennen):
1.
Kjetil Jansrud (NOR) 605 Punkte 2. Hannes Reichelt (AUT) 511 3. Guillermo Fayed (FRA) 389.
Gesamtweltcup
(nach 34 von 37 Rennen):
1.
Marcel Hirscher (AUT) 1248 2. Kjetil Jansrud (NOR) 1184 3. Alexis Pinturault 898.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2015)

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