Ägypten: Visaverschärfung für Touristen

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Gizeh(c) APA/EPA/JULIEN WARNAND (JULIEN WARNAND)
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Besucher müssen aus „Sicherheitsgründen“ ab 15.Mai Visa im Heimatland beantragen. Touristiker befürchten Ausbleiben von Gästen.

Kairo. Ägyptens Behörden argumentieren mit Sicherheitsgründen. Sie sandten allen westlichen Regierungen dieser Tage offizielle Schreiben, in denen Ägypten ankündigt, vom 15.Mai an seine Visaregeln für Urlauber zu verschärfen. Individualreisende bekommen ihre Einreiseerlaubnis fortan nicht mehr am Flughafen, sondern müssen sie vorab beim ägyptischen Konsulat in ihrer Heimat beantragen. Nur Gruppentouristen können den Vermerk auch nach dem 15.Mai direkt vor Ort in ihren Pass gestempelt bekommen. „Dies ist ein Akt staatlicher Souveränität“, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums. „Ägypten hat das Recht, seine Grenzen zu schützen.“ Die Staatssicherheit brauche mehr Zeit, um die Besucher zu prüfen, hieß es in Kairo. Ägyptische Medien vermuten, es gehe in erster Linie darum, westliche Menschenrechtler und Kritiker des harten Kurses von Präsident Abdel Fattah al-Sisi fernzuhalten.

Ägyptens Tourismusmanager jedoch schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, droht doch der bürokratische Schildbürgerstreich die zarte Erholung ihrer Branche wieder infrage zu stellen. Seit vier Jahren bleiben die Besucher weg. Und keiner weiß, wie die bisher eher langsam operierenden ägyptischen Konsulate in vier Wochen mit dem neuen Ansturm von Anträgen fertigwerden sollen. Westliche Reisende könnten nach Marokko, Tunesien, Israel, Türkei, Jordanien oder an den Golf ausweichen, wo es solche Visaformalitäten nicht gibt.

Sein Verband sei vor der Visa-Neuregelung nicht konsultiert worden und habe davon „wie alle anderen auch“ aus den sozialen Medien erfahren, kritisiert Elhamy El-Zayat, Chef des Verbands der Ägyptischen Tourismuskammern. Vor allem der Kulturtourismus im Niltal nach Kairo, Luxor und Assuan werde leiden, „denn diese Besucher kommen meist auf eigene Faust“. Weniger groß dagegen werde der Einbruch beim Strand- und Tauchtourismus sein. El-Zayat weiß, wovon er spricht. Er hatte das heikle Visathema schon einmal auf dem Tisch – im Herbst 2011, sieben Monate nach dem Sturz von Hosni Mubarak. Damals hielt sich das Ganze genau drei Tage. Dann war der Plan der Kairoer Bürokraten hinweggefegt vom Sturm der Entrüstung in der Tourismusbranche. (mg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2015)

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