Heimische Vorstandsbezüge seit 2002 mehr als verdoppelt

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Dennoch gelten die Bezüge im internationalen Vergleich als nicht überhöht. Schlecht bezahlt werden hingegen die heimischen Aufsichtsräte.

Seit 2002 hat der durchschnittliche Vorstandsbezug eines ATX-Unternehmens deutlich zugelegt. Lag der Jahresbezug vor 12 Jahren bei 600.000 Euro, so kletterte er inzwischen auf 1,3 Millionen Euro. Das entspricht dem 47-fachen eines Bruttolohnes eines Durchschnittsverdieners, rechnete am Mittwoch Josef Fritz, Managing Partner bei Board Search, vor. Wobei Fritz die Vorstandsgage als im internationalen Vergleich nicht überhöht erachtet.

Dennoch gibt es Kritik an der Mitbestimmung der heimischen Vorstandsbezüge. Im EU-Vergleich schaut es nämlich mit den Rechten der Aktionäre hierzulande schlecht aus. "Say to pay", also das Recht der Aktionäre über die Vergütung mitzubestimmen, gibt es in Österreich nicht. In Dänemark, den Niederlanden, Schweden, Spanien und Großbritannien hingegen gibt es ein verbindliches Votum, in Deutschland zumindest eine beratende Abstimmung. Dies habe auch Einfluss auf die Transparenz, so die deutsche Kleinanlegervertreterin Christiane Hölz. Als Beispiel nannte sie die österreichische Firma Andritz und die deutsche Firma Gea - bei Andritz ist der Bericht über Vorstandsbezüge 1,5 Seiten lang, bei Gea 14 Seiten. "Was ich bei Andritz sehe, würde mir auf gar keinem Fall reichen", so Hölz.

Aufsichtsräte schlecht bezahlt

Anders zeigt sich die Situation bei den heimischen Aufsichtsräten. Die deutlich unterbezahlten Gagen würden sich im internationalen Vergleich am unteren Limit bewegen. Auch die Auswahl kritisiert Fritz. Bei der Auswahl dominiere das Beziehungsgeflecht: "Kennst wen - so wird man was in Österreich". Fritz tritt für einen guten Mix ein, auch Experten sollten zum Zug kommen. Er vergleicht es mit einem Fußballteam, wo auch nicht nur Tormänner eingesetzt werden.

Aber nicht jeder nimmt jeden Posten an. Denn der Aufsichtsrat haftet mit seinem persönlichen Vermögen. So erklärte ein Interessent für einen Aufsichtsratsposten, eine Aufsicht bei einer Bank interessiere ihn nicht, er sei ja kein "Selbstmörder". Zudem ist der zeitaufwand durchaus erheblich: In der Erste Bank habe es im Vorjahr fast 50 Aufsichtsratssitzungen gegeben, ergänzte der Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger. Für alle börsenotierten Unternehmen soll es eine Verpflichtung für die Erstellung eines einheitlichen Vergütungsberichtes geben, fordert Rasinger.

Ein Blick in die Geschäftsberichte der teilstaatliche Unternehmen in Österreich zeigt folgendes Bild: Bei der Post AG, die zu 52,85 Prozent den Österreichern gehört, verdiente Chef Georg Pölzl inklusive Bonusprogramm im Vorjahr 1,13 Mio. Euro, ein Plus von 1,4 Prozent gegenüber 2013. Bei der OMV (Staatsanteil 31,5 Prozent) erhielt Boss Gerhard Roiss 2013 rund 1,6 Mio. Euro brutto. Bei der Telekom Austria mit einem Staatsanteil von 28,42 Prozent bekam der dreiköpfige Vorstand im Jahr 2013 zusammen knapp 2,5 Mio. Euro, ein Jahr zuvor waren es "nur" 1,7 Mio. Euro. Nicht mithalten können diese Vorstandsteams mit dem Topverdiener in Deutschland. VW-Chef Martin Winterkorn verdiente den Angaben zufolge 15,86 Millionen. Euro.

(APA)

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