Keine Badefreuden ohne Pflege

Schwimmteiche. Im Frühjahr kommt eine Reihe von Arbeiten auf Naturbadeanlagen-Besitzer zu. Was zu tun ist und was man besser lassen soll, erklären einige ausgesuchte Experten.

Schwimmteich statt Swimmingpool, das ist wie Naturgras statt Kunstrasen. Die Entscheidung für den Teich ist ein Bekenntnis zum natürlichen Kreislauf von Fauna und Flora und gegen die vermeintlich keimfreie Sauberkeit einer artifiziellen Badeanlage. Was Schwimmteichliebhaber schätzen, ist ein Biotop vor der Haustür, das sich wie von selbst am Leben erhält. Was sie hingegen gern unterschätzen, ist die damit verbundene Arbeit. Der Glaube, eine Naturbadeanlage komme ohne Pflege aus, erweist sich nämlich als Aberglaube. „Die Pflege ist das Um und Auf – organische Einträge müssen regelmäßig entfernt werden, der Boden des Schwimmbereichs muss je nach Kategorie des Teichs einmal jährlich bis wöchentlich, bei Bedarf auch täglich gereinigt werden. Die Pflanzen sollen zurückgeschnitten und diverse Filter gereinigt werden“, betont Ulrike Wychera, Biologin und Geschäftsführerin von Aquatic.

Frühlingsarbeit

Geht es darum, den Schwimmteich für die Saison startklar zu machen, fallen die ersten Aufgaben des Jahres im Frühling an. „Sobald es die Wassertemperatur erlaubt, sollten alle Stängel, die von der Winterernte unter Wasser stehen geblieben sind, so tief wie möglich abgeschnitten werden. Empfehlenswert ist es, diese Arbeiten abzuschließen, bevor die Pflanzen neu austreiben“, erläutert Franz Frischmuth von Teichdoktor.at. „Wände und Oberflächen abbürsten, die Sedimente im Schwimmbereich absaugen, das eingetragene Laub in der Regenerationszone entfernen und die Technik, sofern vorhanden, in Betrieb nehmen“, bringt es Peter Petrich, Geschäftsführer und Gründer von Biotop Landschaftsgestaltung, grob auf den Punkt. „Ich beginne mit dem Reinigen des Regenerationsbereichs und mache mit dem Besen den Kies sauber. Das Absaugen des Schwimmbereichs ist dann erst Mitte April sinnvoll, weil aktuell noch Schmutzpartikel und feine Blütenteile ins Wasser kommen und sedimentieren“, geht Wychera ins Detail.
Wer abgesunkene Blätter zu lang im Wasser belässt, nimmt deren Verrottung in Kauf. Die Folge: Nährstoffe werden freigesetzt und bilden damit die ideale Nahrung für Algen. Beim Baden wird die Schlammschicht aufgewirbelt, und neue Nährstoffe werden frei. Ein Prozess, der allerdings mehr ein ästhetisches als ein – aus Biotopsicht – existenzielles Problem darstellt.

Trüb, aber okay

Eine leichte Eintrübung samt Algenbildung kann bei Schwimmteichen vorübergehend im Frühling oder während einer Hitzewelle im Hochsommer auftreten. „Das passiert zum Beispiel auch bei starkem Regen, wenn Oberflächenwasser über die Umgebung in den Teich gelangt“, so Petrich. Alarmierend sei dies nicht, und vom gesundheitsgefährdenden Kippen des Wassers ist da noch lang nicht die Rede. „Das würde nur passieren, wenn mehr Sauerstoff verbraucht als produziert wird. Was der Fall sein könnte, wenn die Schlamm- und Algenschicht bereits so dick und undurchdringlich ist, dass kein Licht mehr in die Tiefbereiche des Teichs kommt“, erklärt Wychera.
Wer genau wissen will, wie es um die Trübung des Wassers steht, kann zur Messung der Sichttiefe die sogenannte Secchi-Scheibe als Kontrastinstrument einsetzen. An einer Schnur oder einem Maßband wird sie ins Wasser hinabgelassen, bis ihre schwarz-weiß geviertelte Oberfläche für das menschliche Auge nicht mehr sichtbar ist. Sieht man sie nur noch auf etwa 50 cm Weite, wäre der Zustand des Wassers tatsächlich besorgniserregend. Geht es an das empfohlene Absaugen der abgelagerten Sedimente, stehen Hilfsmittel wie Roboter zur Verfügung: „Sie funktionieren im Schwimmbereich allerdings nur dann effizient, wenn dieser betoniert und der Boden glatt ist“, so Wychera. Zu viel des Schrubbens sei während der Vegetationsperiode nicht anzuraten. Denn der leichte biologische Flaum an den Wänden hat durchaus auch sein Gutes. In der Regenerationszone sollte überhaupt eher Hand angelegt werden, als mit technischen Hilfsmitteln aufzufahren, raten die Experten.
Das Wasser des Teichs nach rund 15 Jahren komplett auszutauschen, wie von manchen Experten empfohlen, hält Biologin Wychera für wenig sinnvoll. „Das bietet sich nur an, wenn ein Schwimmteich massiv dem organischen Eintrag von Laub oder Lärchennadeln ausgesetzt ist. In der Regel aber ist altes Wasser besser, weil es über die Jahre stabiler wird.“ Was die regelmäßige Zufuhr von kleinen Mengen frischen Wassers betrifft, etwa nach Verdunstung in heißen Perioden, rät sie, dies lieber einmal im Monat als alle paar Tage zu tun.

Wasser rein, Kröten raus?

Wer sich im Schwimmteich übrigens an Fröschen und Kröten stößt, dem sei gesagt, dass sie scheue Tiere sind und sich bei Badebetrieb nur in den Pflanzenzonen aufhalten. Einer tierischen Einwanderung könnte aber mit einem Schutzzaun Einhalt geboten werden. Stellt sich bloß die Frage, warum man das tun sollte. „Frösche und Kröten sind Teil des biologischen Kreislaufs. Diese Tiere benötigen Laichgründe. Die daraus entstehenden Kaulquappen sind auch nützlich. Sie weiden die Belege von den Steinen und Wänden ab“, so Petrich.

Was Sie beachten sollten bei

. . . Schwimmteichen

Tipp 1

Wasserverlust. Sollte plötzlich der Wasserpegel kontinuierlich sinken, und wurde der Gartenteich mithilfe einer PVC- oder einer Kautschukfolie angelegt, könnte eine beschädigte Folie der Grund dafür sein. Eine Möglichkeit, die Folie zu reparieren, ist flüssige Teichfolie. Nach Reinigen der undichten Stelle kann die flüssige Folie in mehreren Schichten aufgepinselt werden.

Tipp 2

Reinigung. Wer keine Zeit für die Schwimmteichreinigung hat oder sich die Arbeit nicht zutraut, kann sie von Experten von Biotop-Unternehmen durchführen lassen. Für das Service des Absaugens und des fachgerechten Pflanzenschnitts werden in der Regel 400 bis 600 Euro in Rechnung gestellt. Das Frühjahr vor der großen Vegetationsperiode empfiehlt sich als Zeitpunkt.

Tipp 3

Fachbuch. „Die schönsten Schwimmteiche und Naturpools, Baden in natürlichem Wasser“ lautet der Titel eines soeben erschienen Fachbuchs des Autoren- und Fotografenteams Daniela Toman und Roland Lütkemeyer (30,90 Euro, ISBN 978-3-421-03981-1). Auf 160 Seiten mit 200 Farbfotos wird das Geheimnis glasklaren Wassers ohne Chemie gelüftet.

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