Zertifikate: Auch Hochschulen bekommen Noten

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Hochschulen schmücken sich gern mit Gütesiegeln. Für Studenten in spe geben sie ein wenig Sicherheit.

Exzellente Lehre, internationale Akkreditierung, ISO-Qualitätssicherung . . . Gütesiegel jeder Art bedeuten für Hochschulen zumindest eines: Prestigegewinn. Sie achten aber auch auf andere Faktoren. So strebt die FH Vorarlberg Qualitätssiegel an, die relevante Zielgruppen einbeziehen. Das Ranking des Centrum für Hochschulentwicklung in Köln (CHE) etwa entsteht auf Basis von Rückmeldungen der Studierenden. Schon mehrmals wurden Studiengänge der FH Vorarlberg bei diesem Ranking zu den Österreich-Leadern gewählt (Studiengänge Informatik und Mechatronik). „Dieses Ranking ist ein echter Gradmesser für unsere Leistung und eine gute Reputation, die uns über die Grenzen hinaus weiterempfiehlt“, sagt Christian Jochum von der FH Vorarlberg. Noch konkreter auf die Bedürfnisse bestimmter Gruppen unter den Studenten und Angestellten zugeschnitten ist etwa das Zertifikat „Familienfreundliche Hochschule“, ein staatliches Gütezeichen, mit dem sich seit 213 etwa die FH Salzburg schmücken kann.

Die IMC FH Krems setzt auf Gütesiegel internationaler Qualitätssicherungsagenturen. Sie würden die Qualität der Ausbildung am besten unterstreichen, meint Eva Werner, Rektorin der IMC FH Krems. „Hohen Wert haben auch Auszeichnungen für besondere Leistungen, etwa die Auszeichnung eines Studiengangs als UN Dekadenprojekt. Nicht zu vergessen sind Zertifikate, die für die Erfüllung von Normen und Standards, etwa die ISO-Zertifizierung, stehen. Wenn sich eine Institution einer Zertifizierung stellt und externe Experten die Erfüllung der Standards bestätigen, signalisiert das dem Umfeld, dass man sich auf das, was die Hochschule über sich selbst sagt und schreibt, verlassen kann.“ Im Gegensatz zu öffentlichen Universitäten benötigen Privatuniversitäten und FH eine Akkreditierung als Voraussetzung für ihre staatliche Anerkennung.

FH verpflichtend zertifiziert

Sie tragen das Qualitätssiegel der Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria (AQ Austria). „Daneben gibt es das Audit, das auf das institutionelle Qualitätsmanagementsystem einer Hochschule abzielt und dessen Qualitätsgütesiegel häufig als Marketinginstrument dient“, sagt Elmar Pichl, Leiter der Hochschulsektion im Wissenschafts- und Forschungsministerium. Dazu sind auch andere international anerkannte und unabhängige Agenturen zugelassen. „Die Hochschulen können also eine ihren Anforderungen und ihrer Ausrichtung entsprechende Agentur wählen“, so Pichl. „Ein Nutzen ist dann gegeben, wenn die externe Qualitätssicherung dazu beiträgt, hochschulinterne Situationen zu analysieren, Stärken und Schwächen zu identifizieren und wertvolle Veränderungsprozesse zu initiieren.“

Studentenmobilität begünstigt

Vor allem um internationale Vergleichbarkeit geht es beim ECTS-Label und dem Diploma-Supplement-Label, die zentrale Instrumente der Studentenmobilität sind. Mit diesen Labels können Studierende die Angebote der Hochschulen in der europäischen Bildungslandschaft vergleichen. Neun österreichische Hochschulen tragen ECTS- bzw. DS-Label für die Periode 2013 bis 2016 (FH des BFI Wien, MCI Innsbruck, Med-Uni Graz, WU Wien, Umit Innsbruck, FH Vorarlberg, Universität Wien, Universität Innsbruck, IMC FH Krems). Mit der neuen Programmgeneration Erasmus + wurde jedoch das DS-Label eingestellt – trotz Einwänden aus Österreich. Die Überarbeitung des ECTS-Leitfadens, der bei der Bologna-Konferenz in Jerewan (Armenien) Mitte Mai beschlossen werden soll, läuft. Unmittelbar danach will das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) diesen den österreichischen Hochschuleinrichtungen vorstellen.

Die FH Vorarlberg ist eine der wenigen europäischen Hochschulen, die dreimal mit dem Diploma-Supplement-Label und zweimal mit dem ECTS-Label ausgezeichnet wurde. „Auch wenn die Labels derzeit nicht verliehen werden, wird die FH Vorarlberg weiterhin die korrekte Anwendung der ECTS-Kriterien und des Diploma-Supplement-Labels forcieren, weil gerade dadurch die akademische Anerkennung sowie die Verbesserung der Transparenz im internationalen Umfeld gewährleistet werden“, sagt Jochum. Auch die Medizinische Universität Graz hält beide Labels. „Die Auszeichnung bestätigt, dass wir die Bologna-Ziele wie die Ausstellung eines erklärenden Zusatzes zum Diplom mit hoher Qualität durchführen“, sagt Christina Schönbacher, Leiterin der Abteilung Internationale Beziehungen und Weiterbildung.

Hilfreich für Auslandsjobs

Die internationale Vergleichbarkeit der Leistungen erleichtere den Uni-Absolventen den Zugang zum Arbeitsmarkt im Ausland. Auch wenn die Zukunft des DS-Labels ungewiss ist, hat die Med-Uni Graz noch ein Ass im Ärmel. Schönbacher: „Wir erhielten 2011 als erste medizinische Universität in Österreich von der AQA eine umfassende Zertifizierung für die Leistungsbereiche der Uni.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2015)

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