Vom "ewigen Durni" zum "Alpen-Obama"

AM KURZ TRIFFT SUeDTIROLER LH KOMPATSCHER: KURZ / KOMPATSCHER
AM KURZ TRIFFT SUeDTIROLER LH KOMPATSCHER: KURZ / KOMPATSCHERAUSSENMINISTERIUM/DRAGAN TATIC
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Auch in Südtirol regiert nun ein anderer Typ Landeshauptmann.

Die Südtiroler lieben Kontinuität. Zumindest wenn es um ihren Landeshauptmann geht (Landeshauptfrau gab es schließlich noch keine): Silvius Magnago etwa war – von 1960 bis 1989 – 29 Jahre lang Regierungschef in Bozen. Sein Nachfolger, Luis Durnwalder, brachte es immerhin auf 25 Jahre. Zum Vergleich: Die italienische Regierung formierte sich in diesem Vierteljahrhundert ganze 16 Mal neu.

Wobei man den Eingangssatz eigentlich leicht modifizieren muss: Die Südtiroler liebten die politische Kontinuität. In Zukunft darf kein Landeschef länger als 15 Jahre lang im Amt sein, lautet ein gesetzlicher Beschluss. Und der jetzige Regierungschef, Arno Kompatscher, will ohnehin nur zwei Amtsperioden, also zehn Jahre lang, regieren. Sagt er zumindest jetzt noch.


Keine Absolute mehr. Der 27. Oktober 2013 war in vielerlei Hinsicht eine Neuerung für die nördlichste Provinz Italiens: Es war die erste Wahl seit Langem, bei der der Spitzenkandidat der Südtiroler Volkspartei (SVP) nicht Durnwalder hieß. Und gleichzeitig das erste Mal überhaupt, dass die Partei mit 45,7 Prozent der Stimmen die Absolute im Landtag verlor.

Dass in Bozen mit Kompatscher ein völlig neuer Typ Landeshauptmann regiert, hat also wohl zwei Gründe. Zum einen hat der 44-Jährige aus Völs am Schlern einen völlig anderen Charakter. Er gilt als Teamplayer und offen – auch gegenüber anderen Parteien. Bevor er der SVP beitrat, liebäugelte er mit den Grünen. Und: In konservativen Kreisen nicht ganz üblich – bei seinen ersten Kindern arbeitete er laut eigenen Angaben auch als Hausmann.


Vertrauen verloren. Zum anderen hatte die SVP aber auch keine andere Alternative als einen neuen politischen Stil an der Spitze zu wählen. Nach dem Korruptionsskandal rund um den Landesenergieversorger SEL und Aufregung um Millionenzahlungen für Pensionen von Landtagsabgeordneten hat die Bevölkerung das Vertrauen in die „alte Politikerkaste“ verloren. Ein neues Gesicht, ein neuer Stil mussten her. Daher betonte Arno Kompatscher auch stets, gegen Vetternwirtschaft vorgehen zu wollen. Auch und vor allem in der eigenen Partei.

Der „Alpen-Obama“, wie sogar die Opposition Kompatscher nennt, hebt sich also bewusst vom „ewigen Durni“ ab. Dass der langjährige Landeschef einen eigenen Stil pflegte, gab er selbst zu: „Ich bin sicher kein Kandidat für den Nobelpreis in Demokratie“, pflegte er zu sagen. Auch, dass sein Gehalt umgerechnet höher war als jenes von US-Präsident Barack Obama, verteidigte er stets.

Innerhalb der Bevölkerung macht er seine Eigenheiten mit seinen Sprechstunden wieder wett: Täglich konnte man ihn ab sechs Uhr früh in Bozen besuchen. „Das ist mein Markenzeichen: Ich bin sehr volksverbunden“, sagte er über sich selbst. Und übrigens: Als eine seiner letzten Amtshandlungen wurden auch die Politikergehälter gekürzt.

Steckbrief

Arno Kompatscher.
Seit 2014 Südtiroler Landeshauptmann.

Luis Durnwalder
war vor Kompatscher knapp 25 Jahre lang im Amt.

APA(2)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2015)

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