Saudiarabien: Neuer Thronfolger gilt als Freund der USA

Archivbild von Mohammed bin Nayef
Archivbild von Mohammed bin Nayef(c) REUTERS (HAMAD I MOHAMMED)
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In einer weitreichenden Entscheidung hat der neue König Salman seinen Neffen zum Thronfolger ernannt. Mohammed bin Nayef soll eine enge Beziehung zu den USA haben

Der saudiarabische König Salman hat seine Nachfolge neu geregelt und durch die Besetzung von Schlüsselstellen mit Gefolgsleuten seine Macht gefestigt. Nach einem am Mittwoch veröffentlichten Dekret steigt der Neffe und Innenminister Mohammed bin Naif zum neuen Thronfolger auf und ersetzt damit den Halbbruder des 1936 geborenen Königs, Prinz Muqrin.

An zweiter Stelle in der Thronfolge des weltgrößten Ölexporteurs bestimmte der König seinen Sohn, Verteidigungsminister Prinz Mohammed bin Salman. König Salman hatte im Jänner die Nachfolge des verstorbenen Monarchen Abdullah angetreten.

"Politisches Erdbeben"

Neue Thronfolge in Saudi-Arabien
Neue Thronfolge in Saudi-Arabien(c) APA

"Dies ist ein politisches Erdbeben größten Ausmaßes", sagte Khalil Jahshan, Direktor des Arab Centre of Washington dem arabischen Nachrichtensender Al-Jazeera. "Das Saudi-Arabien, was wir vor ein paar Stunden kannten, gibt es nicht mehr."

Die Entscheidung ist von großer Tragweite. Mit Mohammed bin Naif könnte nach Salmans Tod erstmals ein Enkel des ersten saudischen Monarchen Abdelaziz Ibn Saud König werden und einen Generationswechsel in dem streng islamisch-konservativen Land einleiten. Bisher waren nur Söhne des Staatsgründers auf den Thron gestiegen.

Thronfolger studierte in den USA

Mit Naif steigt ein Freund der USA in die Spitze des Machtapparats auf. Diplomaten erklärten, von allen älteren Mitgliedern des Königshauses habe der 55-Jährige die engsten Verbindungen in die Vereinigten Staaten. Er studierte in den USA Politikwissenschaften und legte dort 1981 sein Examen ab.

Naif ist zudem ein erklärter Gegner des Islamisten-Netzwerks Al-Kaida. Der Prinz überlebte 2009 knapp einen Anschlag, als sich ein Attentäter ihm näherte und in die Luft sprengte. Ein alter Freund beschrieb Naif als Fan von Action-Filmen und Waffennarren mit eigenem Schießstand.

Während Naif im Westen relativ bekannt ist, ist die Nummer Zwei in der Thronfolge ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Verteidigungsminister Mohammed bin Salman wird seit der Intervention im Jemen in der Öffentlichkeit immer bekannter, da er den Feldzug in den Medien erläutert. Der Prinz ist 30 Jahre alt und damit einer der Jüngsten in der Führungsriege.

Entlassen wurde Außenminister Prinz Saud al-Faisal, der das Amt seit 1975 innehatte. Nachfolger wird der bisherige Botschafter in Washington, Adel al-Jubeir. Mit dem 53-Jährigen führt erstmals ein Mann, der nicht zur königlichen Familie gehört, das Schlüsselministerium.

Bis zuletzt nur betagte Männer im Amt

Mit der Bestimmung eines neuen Kronprinzen hat der betagte 79-jährige König Salman nun die Kernfrage der saudi-arabischen Thronfolge geregelt. 1953 starb der erste König der islamisch-konservativen Monarchie, Abdelaziz Ibn Saud. Alle Herrscher danach waren Kinder des Staatsgründers, der 43 Söhne zeugte. Bisher hatte immer der älteste Bruder des bisherigen Königs die Macht übernommen, soweit er als qualifiziert angesehen wurde. Deswegen kamen zuletzt immer Männer in betagtem Alter ans Ruder.

Mit dieser Tradition wird jetzt gebrochen. Neuer Kronprinz Mohammed bin Naif ist 55. Salman und der neue Kronprinz gehören zu einem mächtigen Block innerhalb der Königsfamilie, den "Sudairis". Dabei handelt es sich um die Söhne, die der Staatsgründer mit seiner Lieblingsfrau Hissa bint Sudairi hatte, sowie um deren Nachkommen. Vertreter dieses Blocks nehmen nun die wichtigsten Positionen in dem Königreich ein.

Ölmärkte besonders aufmerksam

Die Rochaden in der Staatsspitze werden an den Ölmärkten mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt, da sie direkte Auswirkungen auf den Ölpreis haben können. König Salman ernannte den Vorstandsvorsitzenden des staatlichen Ölkonzerns Aramco, Khalid al-Fali, zum Aufsichtsratsvorsitzenden und Gesundheitsminister.

Fali nimmt im Aufsichtsrat den Posten ein, den bisher Ölminister Ali al-Naimi innehatte. Der 79-jährige Naimi bleibt Ölminister. Er gilt als treibende Kraft hinter der Entscheidung Saudi Arabiens, nicht die Ölproduktion zu drosseln, um damit zu einen Anstieg der stark gesunkenen Preise beizutragen.

(APA/Reuters)

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