Piëchs Nichten ziehen in den VW-Aufsichtsrat

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Dem Patriarchen missfällt die Wahl von Louise Kiesling und Julia Kuhn-Piëch.

Hannover. Im Volkswagen-Aufsichtsrat kommt es nach dem Rücktritt von Ferdinand Piëch und seiner Ehefrau Ursula zu einem Generationenwechsel. Auf Antrag des VW-Vorstands hat das Amtsgericht Braunschweig mit sofortiger Wirkung Louise Kiesling (57) und Julia Kuhn-Piëch (34) zu Mitgliedern des Kontrollgremiums bestellt.

Der Kür der beiden Frauen soll, so berichtete die „Bild“-Zeitung online, der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende, Ferdinand Piëch (78), widersprochen haben. Er hatte den ehemaligen Linde-Chef und jetzigen Conti-Aufsichtsratsvorsitzenden, Wolfgang Reitzle (66), und Brigitte Ederer, die viele Jahre dem Siemens Vorstand angehörte, nominiert. Ohne Erfolg. Piëch habe laut „Bild“ kritisiert, dass Kiesling und Kuhn-Piëch die notwendige berufliche Erfahrung in der Automobilindustrie fehle.

Frauenquote gehoben

Louise Kiesling ist die Tochter der verstorbenen Schwester von Ferdinand Piëch. Nach Studienabschlüssen in Mode- und Automobildesign arbeitete sie in Österreich, Deutschland und Großbritannien. Sie ist Gesellschafterin und Geschäftsführerin mehrerer Wirtschaftsunternehmen, darunter befindet sich auch die österreichische Textilmanufaktur Backhausen.

Julia Kuhn-Piëch ist die Tochter von Hans Piëch. Er hat bereits einen Sitz im Aufsichtsrat. Sie hat Jus und anschließend an der Technischen Universität in Wien Immobilien- und Liegenschaftsmanagement studiert. Seit 2014 gehört Kuhn-Piëch, die in Salzburg lebt, dem Aufsichtsrat der VW-Tochter MAN an.

Während sich der Porsche-Enkel über die Wahl nicht freuen kann, sind die Reaktionen des einflussreichen VW-Konzernbetriebsrats sehr positiv. Man freue sich auf die Zusammenarbeit mit Kiesling und Kuhn-Piëch, ließ er prompt verlauten. Mit der Neubesetzung entspricht der VW-Konzern schon heute einer gesetzlichen Regelung, die erst 2016 in Deutschland in Kraft treten wird. Demnach muss bei einer Aufsichtsrat-Nachbesetzung auf einen Frauenanteil von 30 Prozent geachtet werden. Offen ist allerdings noch, wer künftig den Vorsitz im Gremium einnehmen wird. Interimistisch hat der Gewerkschafter Berthold Huber die Funktion inne. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2015)

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