Aufschlag ins Rampenlicht

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Gerald Melzer, 24, überraschte in München mit dem erstmaligen Erreichen eines Halbfinales auf der ATP-Tour. Nun ruft wieder der Alltag.

München/Wien. Der Tennissport ist schnelllebig. Auf eine Erstrundenniederlage kann schon eine Woche später ein Turniersieg folgen, emotionale Achterbahnfahrten im Leben eines Profis sind garantiert. Gerald Melzer hat dieser Tage eine besondere Geschichte zu erzählen. Für gewöhnlich treibt sich der jüngere Bruder von Jürgen Melzer auf Challenger-Turnieren herum, die attraktivere wie lukrativere Welt der ATP-Tour ist für ihn noch eine Rarität. In München versuchte sich der 24-Jährige in der Qualifikation, nach drei Siegen qualifizierte er sich für den Hauptbewerb und erbte dort das Freilos von Gaël Monfils, der verletzungsbedingt absagte. Im Achtelfinale profitierte Österreichs Nummer vier von der Aufgabe des Spaniers Pablo Andújar, womit der Einzug in das erste ATP-Viertelfinale perfekt war.

Doch Melzer hatte längst nicht nur das Glück auf seiner Seite, er bewies auch Können. Im Duell mit Dominic Thiem zeigte er spielerische wie kämpferische Qualität, „ich habe meine Leistung gebracht“, resümiert der Linkshänder. Tipps vom älteren Bruder, der beim Turnier in Istanbul weilte, waren nicht vonnöten. „Im Gegensatz zu Jürgen hatte ich Dominic davor ja schon einmal geschlagen“, grinste Gerald. Es fehlte nicht allzu viel, und der Niederösterreicher hätte sogar sein erstes ATP-Finale erreicht. Dem Deutschen Philipp Kohlschreiber, eine etablierte Größe auf der Tour, unterlag er mit 6:1, 2:6, 4:6. Just beim Stand von 4:5 im dritten Satz unterliefen dem Außenseiter mehrere unerzwungene Fehler, die mangelnder Routine und wohl auch etwas Nervosität geschuldet waren. „Das war ein richtig billiges Game, das den Topspielern einfach nicht passiert“, erklärte Melzer Sonntagnachmittag gegenüber der „Presse“.

Der lange Weg zum Glück

90 Punkte für die Weltrangliste und 22.800 Euro Preisgeld sind der Lohn für „die beste Woche meiner Karriere“. Sie machen Lust auf weitere erfolgreiche Turniere, auf mehr große Matches auf gut besuchten Center Courts. Doch Melzers Weg dorthin ist noch ein weiter, schon diese Woche erwartet ihn die Challenger-Tour wieder. Dort ist der Schützling von Ex-Profi Markus Hipfl einer von vielen Spielern, die sich nach dem Aufstieg auf der Karriereleiter sehnen.

In Rom, wo auf den Turniersieger 6150 Euro warten, bekommt es Melzer zum Auftakt mit dem ebenfalls formstarken Japaner Taro Daniel, 22, zu tun. Es gilt, die Form zu konservieren, die Leistung von München auf kleinerer Bühne zu bestätigen. Melzer ist guter Dinge, in absehbarer Zukunft die Top 100 zu erreichen. Mit dem Erfolg in München ist er, zumindest kurzfristig, ein klein wenig aus dem Schatten seines Bruders getreten. „Ich habe jetzt und beim Daviscup gezeigt, dass es nicht nur Jürgen, sondern auch mich gibt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2015)

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