"220 russische Soldaten in Ukraine getötet"

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Die russische Opposition habe "Beweise" für Russlands Militärpräsenz.

Moskau. 73 Tage ist es her, dass Boris Nemzow vor den Mauern des Kreml niedergeschossen wurde, als Ilja Jaschin in Moskau vor die Presse tritt: Der russische Oppositionelle hält das Vermächtnis des ermordeten Regimekritikers in der Hand. Es ist ein 65 Seiten starker Bericht, vervollständigt von Journalisten und Parteifreunden Nemzows. Titel: „Putin – der Krieg“. In dem Papier lägen „vollständige Beweise“ für die Präsenz der russischen Streitkräfte in der Ostukraine vor, behauptet Jaschin. Alle entscheidenden militärischen Siege der Separatisten in der Ostukraine seien von regulären russischen Truppen gewährleistet worden, so Jaschin, einst Mitarbeiter von Nemzow.

Der Bericht soll auf Recherchen von Nemzow in den Wochen vor seinem Tod fußen. Angehörige gefallener Soldaten hätten sich zuvor an den Oppositionspolitiker gewandt. Dem Bericht zufolge hat der Konflikt in der Ostukraine Russland bisher knapp 900 Millionen Euro gekostet; 220 russische Soldaten bezahlten mit dem Leben. Allein in der Schlacht um das Dorf Ilowaisk und Umgebung im Sommer seien mindestens 150 russische Soldaten getötet worden. Ihre Angehörigen hätten drei Millionen Rubel (rund 50.000 Euro) Schmerzengeld erhalten – freilich geknüpft an die Bedingung, öffentlich über den Tod des Familienmitglieds zu schweigen.

Moskau streitet ein militärisches Engagement in der Ostukraine ab, räumt aber ein, dass dort möglicherweise russische Freiwillige kämpften. In dem Bericht ist nun zu lesen, dass die Soldaten formal zum Austritt aus der Armee gezwungen werden, bevor sie in die Ostukraine reisen. Die Kämpfer erhielten dann aber bis zu 1600 Euro Sold im Monat. Zum Vergleich: Der monatliche Durchschnittslohn in Russland soll unter 500 Euro liegen. (ag./strei)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2015)

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