Morata, der "Sargnagel" der Königlichen

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"Morata wirft sein Real raus" - Tore in beiden Halbfinalspielen für 22-Jährigen "komisches Gefühl" - Allegri über Matchwinner: "Wird immer mehr zu einem sehr wichtigen Spieler!"

Madrid. Ausgerechnet Alvaro Morata hat die Hoffnungen von Real Madrid auf die erstmalige erfolgreiche Titelverteidigung in der Fußball-Champions-League zu Nichte gemacht. Der 22-Jährige war im vergangenen Sommer von Real ausgezogen, um bei Juventus Turin sein Glück zu finden, und hatte im Halbfinale der "Königsklasse" mit je einem Tor pro Spiel den wohl größten Anteil am Finalaufstieg der "Alten Dame".

"Traumhaftes Juve: Es ist das Finale! Morata wirft sein Real raus.", titelte die italienische Sporttageszeitung "Gazzetta dello Sport". Auch in der spanischen Presse stand klarerweise der Ex-Real-Stürmer im Mittelpunkt. "Moratazo" titelte das Sportblatt "Marca" - ein Wortspiel auf den Begriff "Maracanazo" mit dem Rekordweltmeister Brasilien bis heute seine demütigende WM-Niederlage 1950 im Maracana gegen Uruguay bezeichnet. "Ein Madridista verhindert das Endspiel der Endspiele", schrieb das Blatt weiter, angesichts des geplatzten Final-Clasico gegen den FC Barcelona.

Bei Real hatte sich Morata in der vergangenen Saison aufgrund der großen Konkurrenz nicht wirklich durchgesetzt. 33 Mal stand er zwar in Pflichtspielen auf dem Platz, meist allerdings nur als Wechselspieler, als der er siebenmal traf. Bei Juve bekam er mehr Einsatzzeit, stand allerdings klar im Schatten seines deutlich erfolgreicheren Sturmpartners Carlos Tevez. Morata traf in der Liga bisher genauso oft wie 2013/14 für Real, der 31-jährige Tevez demgegenüber 20 Mal.

In der "Königsklasse" war Tevez siebenmal erfolgreich, seinen wichtigsten Treffer erzielte er beim 2:1-Heimspiel-Sieg gegen Real am Dienstag vor einer Woche. Morata trug sich sowohl im Hin- als auch im Rückspiel in die Schützenliste ein und rückte damit in den bisher wichtigsten Saisonspielen in den Vordergrund. Aus Respekt vor den Fans seines Ex-Clubs verzichtete er auch am Mittwoch in der 57. Minute wieder auf einen ausgiebigen Torjubel. "Es war ein komisches Gefühl", sagte Morata nach der Partie. Das sei auch schon in Turin so gewesen. "Ich hätte gerne gegen eine andere Mannschaft getroffen, aber so ist das Leben", gab der Matchwinner zu Protokoll.

Juve hatte sich den Transfer von Morata in der Sommer-Übertrittszeit rund 20 Millionen Euro kosten lassen. "Er ist ein junger Bursche, der in Madrid neben vielen Stars aufgewachsen ist. Bei uns hat er auf der Bank begonnen, sich aber sehr gesteigert und wird immer mehr zu einem sehr wichtigen Spieler", sagte Juve-Trainer Massimiliano Allegri.

Mit dem spanischen Teamstürmer werde man noch viel Freude haben. "Ich denke, dass es für ihn noch Platz gibt, sich weiter zu verbessern", ist Allegri überzeugt. Der seit 2008 im Real-Nachwuchs tätig gewesene Morata ist langfristig bis Ende Juni 2019 an den italienischen Meister gebunden, Real besitzt allerdings 2016 und 2017 eine Rückkaufoption.

Noch diese Saison will er jedenfalls im Juve-Dress weiter aufzeigen. Nach dem bereits fixierten vierten Serie-A-Meistertitel in Folge sollen noch weitere Titel folgen. Im Coppa-Italia-Finale geht es gegen Lazio Rom, im Champions-League-Finale am 6. Juni in Berlin wartet mit dem FC Barcelona neuerlich ein spanischer Topclub. "Gegen Barcelona wird es von der Emotion her ein ganz anderes Spiel für mich. Sie haben eine großartige Mannschaft, aber wir auch", träumt Morata vom Titelgewinn.

Das macht sicher auch Allegri, der seine Truppe wie schon im Hinspiel bestens eingestellt hatte. "Einen großen Anteil am Erfolg hat unser Trainer", erklärte der 33-jährige Linksverteidiger Patrice Evra, der vor seinem fünften Champions-League-Endspiel steht. Evra und Co. wurden am Donnerstag in der Früh von rund 2.000 Anhängern in der Heimat mit Jubel, Applaus und Sprechchören empfangen.

Bereits Mittwochnacht hatten Tausende Juve-Fans mit Autokorsos, Gesängen und Hupkonzerten im Stadtzentrum gefeiert. Grund genug hatten sie dafür wirklich, war es doch der erste Finaleinzug für Juve seit 2003. Zum ersten Mal seit 2010 steht wieder einmal eine italienische Mannschaft im Endspiel. "Außergewöhnliche Heldentat! Real draußen, wir fahren nach Berlin. Es ist geschafft! Juve fliegt nach Berlin, auf einer Welle der Hoffnung, Welle des Stolzes", schrieb die Zeitung "Tuttosport" in ihrer Online-Ausgabe.

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